1 Film, 2 Meinungen: Besprechungen von THE ZONE OF INTEREST

Über THE ZONE OF INTEREST schreiben und reden Aki und Beate

Darum geht es…

Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Glazer („Under the Skin – Tödliche Verführung“, „The Fall“) ließ sich für The Zone of Interest von dem gleichnamigen Buch des verstorbenen Autoren Martin Amis inspirieren. Sein Film beleuchtet die Schrecken des Holocaust aus der Perspektive von Rudolf (Christian Friedel, „Das weiße Band“) und Hedwig Höss (Sandra Hüller, „Toni Erdmann“), dem Kommandanten von Auschwitz und seiner Familie, die in ihrem Bilderbuchheim Mauer an Mauer mit dem Vernichtungslager ein äußerst privilegiertes Leben führen. Der Kameramann ist der vielfach preisgekrönte DOP Lukasz Zal („Ida“, „Cold War – Der Breitengrad der Liebe“).

Hier könnt Ihr einen Blick auf den Trailer werfen…

Das sagt Aki… 

Atmosphärisch begleitet man in The Zone of Interest die Familie Höss durch den Alltag. Hedwig, die sich größte Mühe macht, ihren Garten neu zu bepflanzen und die Kinder großzuziehen, sowie Rudolf Höss, der erfolgreiche Muster-Nazi. Er betreut und perfektioniert die Massenvernichtung im Konzentrationslager Auschwitz.

Da kommt es schon mal vor, dass er Daheim Besuch von einem Vertreter für neue Brennöfen bekommt. Besprochen wird dies wie ein Angebot für neue Staubsauger. Es scheint surreal, dass sich mit so einer Leichtigkeit über das neu eingepflanzte Gemüse, die Kinder und Kleidung unterhalten wird, während sich im Hintergrund das Grauen des Holocaust befindet. Im Zentrum des Filmes, eine Mauer, die jene Idylle der Familie und die Folter und Vernichtung von Millionen Menschen voneinander trennt. Eine Wand, die bildlich nie übertreten wird.

Eine Wand der Banalität des Grauens.

Während der Sohn der Höss im Kinderzimmer unbeeindruckt spielt, hört man Schüsse, Hundebellen, Angst- und Schmerzschreie. Wenige Meter vom Garten entfernt befindet sich das Krematorium, das die Asche der Toten in die Luft verteilt. Zwei Seiten, die nicht unterschiedlicher sein könnten.

Man kann schon fast von zwei Filmen sprechen, die Glazer in The Zone of Interest konstruiert hat. Einer, der das Leben der Höss zeigt, bildlich großartig gedreht, subtil atmosphärisch, beobachtend. Der zweite, der das Geschehen in Auschwitz nur vage abbildet. Der fast nur auf der Ton-Ebene und im Hintergrund erzählt. Diese Ebenen wurden brillant miteinander verwoben und erzeugen ein abstruses Bild.

Es ist eine Kunst, das unmenschliche Geschehen der Vergangenheit nicht explizit zu zeigen, sondern die erlernten Bilder aus Dokumentationen, Fotos und Zeitzeugenberichte die sich wieder in Erinnerung drängen. Allein wenn man im Hintergrund den Rauch des vorbeiziehenden Zuges sieht, wird einem die Todeszahl von acht Millionen Opfer ins Bewusstsein gedrängt. Allein in Auschwitz beläuft sich die Todeszahl bei geschätzt 1,1 – 1,5 Millionen Menschen.

Eine Atmosphäre die einem schwer im Magen werden lässt

The Zone of Interest ist ein weiteres Kunstwerk der Filmfabrik A24, die dafür bekannt ist, eine ganz eigene Art von Filmen zu schaffen. Hochwertig, durchdacht, technisch anspruchsvoll und cineastisch. Dieser Film beinhaltet genau dies.

Gedreht wurde komplett in deutscher Sprache sowie am Originalschauplatz. Dass dieser Schrecken längst Vergangenheit ist, verdeutlicht eine Szene in der Gegenwart. Gezeigt werden Putzkräfte, die in der Gedenkstätte unter anderem die Gaskammer fegen. Eine Szene, die uns sehr gut zeigt, dass dies zwar Geschichte ist und wir in einer privilegierten Zeit wohnen, allerdings auch darum kämpfen müssen, dass diese Gräueltaten sich nicht wiederholen.

Filme wie The Zone of Interest sind deswegen in dieser Zeit wichtiger denn je.

Fazit

Das experimentelle Drama überzeugt auf allen Ebenen und lässt einem mit einem mulmigen Gefühl zurück. Daher bekommt The Zone of Interest von mir 10 von 10 Punkten.

Das sagt Beate… 

Es ist mir bei einer Pressevorführung noch nie so ergangen wie bei The Zone of Interest. Dieser Film hat mich zutiefst verstört und geschockt. Ich war leichenblass, ich war sprachlos über einen längeren Zeitraum. Und was genau mich an diesem Film so verstört und geschockt hat, erzähle in meinem Microfazit.

Fazit

Der Film bräuchte noch eine zusätzliche Auszeichnung, weil er wie ein Mahnmal wirkt. Von mir gibt es auch 10 von 10 Goldblums. 

Kinostart ist der 29.02.2024

Bildrechte: © LEONINE Studios

Ein Kommentar

  1. für mich gibt es einige Szenen im Film die das Grauen indirekt darstellen .Das wäre die Szene als man den Jungen oder die Kinder mit den Goldzähnen spielend im Schein einer Taschenlampe sieht, der Zuschauer weiß woher diese Zähne stammen und das diese im Kinderzimmer landen – unfassbar. Die zweite Szene ist jene, als Frau Höß sich im Pelzmantel versucht mondän darzustellen- auch hier ist dem Zuschauer bewusst woher der Pelzmantel stammt.

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