Letzten Freitag war es endlich soweit. Netflix gab uns Fans den Gnadenstoß und veröffentlichte das 2,5h lange Serienfinale der zuvor abgesetzten Serie Sense8. Wenn eine Serie so einen Aufruhr erzeugt, dass man eine Firma wie Netflix umstimmen kann, muss ja was dran sein, nicht? Und wie! Hier meine kleine Liebesbekundung an eine ganz besondere Serie (spoilerfreie Review zur ganzen Serie, Spoiler zum Finale nach Kennzeichnung am Ende).
Zum Inhalt
Der Inhalt ist so verworren und verwirrend, dass man da nicht nur einen Absatz drüber schreiben kann. Kurz: Es geht um 8 Menschen, die auf eine seltsame Art und Weise miteinander verbunden sind. Sie sehen durch ihre Augen, sie können auf die Fähigkeiten voneinander zugreifen, sie leben verbundene Leben. Eine der Tag-Lines der Serie lautet passend „I am also a We“ – „Ich bin auch ein Wir“.
Diese 8 Menschen sind: Wolfgang aus Deutschland, Kala aus Indien, Sun aus Südkorea, Riley aus Island, Will aus Amerika, Nomi aus Amerika, Capheus aus Nairobi und Lito aus Mexiko. Jeder dieser 8 hat für sich betrachtet schon ein sehr kompliziertes Leben. Und diese komplexen Leben werden nun quasi verachtfacht. Erschwerend kommt eine mysteriöse medizinische Organisation hinzu, die um die Verbindung weiß und diese erforschen und für sich nutzen will.
Amor Vincit Omnia – Liebe besiegt alles
Mehr will ich gar nicht ins Detail gehen. Im besagten Finale werden offene Enden aufgeklärt und die Geschichte kommt zu einem runden Abschluss. Dabei macht nicht alles Sinn. Nur weil der Name Sense8 ist trifft hier nicht 8 Mal Sinn aufeinander. Aber um den Inhalt und dessen Lücken geht es bei der Show gar nicht. Klar ist die Story um außergewöhnliche Leute, die von einer übermächtigen Organisation gejagt werden, immer wieder ein Hit. Aber halt auch schon ausgelutscht ohne Ende. Was Sense8 so besonders macht ist seine unsagbar positive Grundbotschaft.
Alles, wirklich alles in Sense8 läuft auf Liebe und Mitgefühl hinaus. Dazu kommt, dass es schätzungsweise eine der inklusivsten Serien auf dem aktuellen Markt ist/war. Kein Wunder, dass die Serie insbesondere in der LBGTQ Szene massiv Anhänger gefunden hat. In Staffel 2 wurde sogar live auf der Pride Parade in Sao Paolo gedreht. Selbstverständlich werden dabei auch Konfliktthemen angesprochen. Nomi ist Transgender und wird von ihrer Mutter nicht erstgenommen, sogar anfangs zwangseingewiesen. Lito ist ein erfolgreicher Schauspieler, der Angst hat, dass ein Outing seine Karriere gefährdet. Kala steht kurz vor der Hochzeit als sie sich unsterblich in einen anderen Mann verliebt.
Doch diese Konflikte finden Ihre Lösung allesamt in Liebe. Im krassen Kontrast dazu die Konflikte von außen: die bösen Männer von BPO, der oberböse Whispers. Diese Konflikte von außen werden auf klassische Actionweise gelöst – Guns Guns Guns! Da wird nicht lange gefackelt und wer zu den Bösen gehört, verdient auch kein Mitleid und wird eiskalt umgenietet. Das ist das einzige, was mich manchmal etwas stört in dieser sonst so wunderschön regenbogenfarbenen Einhörner-Serie.
Nun noch kurz etwas SPOILERLASTIG zum Finale
Echt jetzt.
NICHT
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WENN ihr das Finale noch nicht gesehen habt
Das Finale bietet wirklich nochmal alles, was man 2 Staffeln lang geliebt hat. Wir lachen, wir weinen. Aber überwiegend freuen wir uns über die kitschig naiven Momente in denen diese 8 Menschen, in die man sich einfach nur verliebt hat, eine geile Zeit haben. Sei es beim gemeinsamen Partymachen auf der Reise, oder beim opulenten Dinner – oder natürlich bei der Orgie, die das Finale abschließt.
Die Orgien sind so ein kleines Markenzeichen von Sense8. Jedes der Pärchen macht für sich ihr Ding, aber durch die Verbindung erleben alle beteiligten ein orgiastisches Gruppenspektakel bei dem selbst die normal-menschlichen Partner von der Verbindung profitieren. Auch wieder schön zu sehen wie die Serie dabei wirklich auf alle Formen der Liebe eingeht. Polyamorie, nicht Hollywood-konformer lesbischer Sex, normale Körperformen – für jeden was dabei.
Es ist wirklich schade, dass Netflix der Welt diese Serie nimmt. Aus wirtschaftlicher Sicht leider aber verständlich. Die Serie hat eine starke Fanbase, aber gemessen am Gesamtpublikum leider dennoch eine relativ kleine. Bei den Produktionskosten, die alleine schon Dreharbeiten auf 5 Kontinenten erforderten, ließ sich das leider nicht halten. Aber Danke dennoch, das wir dabei sein durften. Und Danke Netflix, dass der Aufschrei nach der Absetzung uns noch dieses schöne Finale bescherte.
Muss ich Punkte vergeben? Na wenn’s sein muss dann 8/8!