Im Film SEE FOR ME spielt Schauspielerin Skyler Davenport die blinde Sophie, die sich gegen gefährliche Eindringlinge erwehren muss. Skyler, die auch im echten Leben blind ist, stand uns für ein Interview zur Verfügung, welches ihr hier lesen könnt!
Zum Inhalt von SEE FOR ME
Als die junge Athletin Sophie durch eine Krankheit erblindet, wird ihre vielversprechende Ski-Karriere abrupt beendet. Nun schlägt sie sich mit Gelegenheitsjobs bei wohlhabenden Familien durch. Ihr neuester Auftrag: Cat-Sitting in einer abgelegenen Luxusvilla in Upstate New York. Aus dem vermeintlich langweiligen Job wird ein Kampf ums nackte Überleben, als nachts drei skrupellose, brutale Einbrecher in die Villa eindringen.
Sophies letzte Hoffnung: Die App „See For Me“. Über ihr Smartphone wird sie per Zufall mit der Veteranin Kelly verbunden, die jetzt das Sehen für Sophie über die Webcam übernimmt. Mit vereinten Kräften stellen sich die beiden jungen Frauen den Eindringlingen, die nicht einmal vor einem Mord zurückschrecken.
Ob sich der Film lohnt, könnt ihr vielleicht meiner Review entnehmen. Die findet ihr HIER.
Interview mit Skyler Davenport
Cineasten.TV: Ich habe online herausgefunden, dass deine Sehbeinträchtigung die Folge eines Unfalls im Jahr 2012 war. Deine Einträge bei IMDB starten auch erst 2012 – bedeutet das, dass du erst danach mit der Schauspielerei begannst?
Skyler Davenport: Ja, also im Jahr 2012 war ich im späten Teenageralter. Von 2012 bis 2014 verbrachte ich die meiste Zeit im Krankenhaus oder Bett. Die darauf folgenden Jahre waren eine Achterbahnfahrt, bei der ich erst einmal wieder lernen musste, zu laufen, zu essen, zu duschen, mobil zu werden, usw. Schließlich nutzte ich meine damals geringen Ersparnisse, um eine Art „Aufnahmekabine“ um mein Bett herum zu bauen.
Cineasten.TV: Du hast vielen Anime- und Videospielfiguren deine Stimme geliehen. Warst du schon immer Anime-Fan, und wolltest Synchronsprecherin werden?
SD: Ja, als Kind habe ich Anime, Zeichentrickfilme und Spiele geliebt, und das hat mich bei meiner weiteren Arbeit als Synchronsprecherin definitiv geprägt.
Von der Synchronsprecherin zur Schauspielerin
Cineasten.TV: Wie und wann bist du vom Synchronsprechen zur Schauspielerei gewechselt? Welche Schwierigkeiten waren damit verbunden?
SD: Ich bin schon seit einigen Jahren als Trainerin im Fernsehen und beim Film tätig gewesen, mit kleineren Rollen hier und da. Für mich persönlich sind Synchronisation und Filmarbeit zwei vollkommen verschiedene Welten. Nicht alle Fähigkeiten, die ich als Synchronsprecherin erworben habe, lassen sich auf die Kamera übertragen und umgekehrt. Das sind wirklich zwei komplett unterschiedliche Fähigkeiten, aber beide erfordern, dass man emotionale Verletzlichkeit zulässt.
Cineasten.TV: See For Me scheint deine erste größere Rolle als Hauptdarstellerin gewesen zu sein. War dieser Schritt generell eine tolle Erfahrung oder eher etwas überwältigend?
SD: Es war wunderbar! Film ist meine Leidenschaft. Ich würde nicht sagen, dass ich mich von irgendetwas überwältigt gefühlt habe, außer vielleicht von all den Veränderungen, die die Coronapandemie noch zusätzlich mit sich gebracht hat. Ich bin etwa zwei Jahre vor Pandemiebeginn nach LA gezogen und die Dinge haben sich seitdem drastisch verändert.
Ist die Darstellung von Sehbeeiträchtigung realitätsnah?
Cineasten.TV: Gab es einen zusätzlichen Blindencoach am Set, der bei der Regie bestimmter Szenen half, oder stützte sich die Produktion rein auf deine eigenen Erfahrungen?
SD: Nein, es gab weder einen Coach noch einen anderen Koordinator am Set. Aber die Autoren hatten umfangreiche Recherchen über die Erkrankung angestellt, die zu Sophies Sehverlust führte. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen mir, den Autoren und dem Regisseur, um sicherzustellen, dass alles sehr realistisch wirkt.
Cineasten.TV: Findest du, dass der Film sehbeeinträchtigten Menschen in Bezug auf deren Darstellung gerecht wird, oder ist er reines Entertainment?
SD: Als jemand, die seit fast 10 Jahren sehbeeinträchtigt ist, hatte ich definitiv das Gefühl, dass die Darstellung authentisch war. Natürlich werden die meisten Menschen ein solches Szenario eines Hauseinbruchs nicht erleben – dieser Teil des Films dient also eher der Unterhaltung und dem Nervenkitzel. Aber ich denke, die Drehbuchautoren haben es geschafft, aus Sophie eine sehr menschliche Figur mit Wünschen und Reaktionen zu machen, die gleichzeitig mit dieser Krankheit zu kämpfen hat.
Cineasten.TV: Wenn es eine App wie SEE FOR ME im echten Leben gäbe – würdest du sie benutzen?
SD: Als ich das Drehbuch zum ersten Mal erhielt, nahm ich an, die App sei etwas, das sich die Autoren für die Handlung ausgedacht hätten. Ich hatte keine Ahnung, dass es solche Apps tatsächlich gibt! Ich glaube nicht, dass sie mir langfristig sehr helfen würden, da meine persönliche Sehbeeinträchtigung ziemlich einzigartig und gehirnbedingt ist, aber ich hoffe wirklich, dass Apps wie diese anderen Menschen da draußen helfen können.