Phil-o-Philosophen (see what I did there?) der Länder aufgepasst! Wer sein Wissen über das Leben und Arbeiten von Aristoteles schon immer mal auffrischen wollte, und das vielleicht mal auf nie dagewesene Art und Weise, für den dürfte die folgende Graphic Novel etwas sein: Mit ARISTOTELES legen Autor Tassos Apostolidis und Illustrator Alecos Papadatos eine gehörige Wuchtbrumme vor.
Darum geht es in ARISTOTELES
Als Begründer verschiedener Wissenschaften und als einer der wichtigsten Philosophen überhaupt ist er zwar fast jedem ein Begriff. Doch wie Aristoteles als Mensch war, wie er gelebt hat und wie er seine Philosophie gelehrt hat, das zeigt vor allem diese Graphic Novel auf außergewöhnliche Weise.
Sie verbindet Aristoteles Leben mit der Geschichte und Politik seinerzeit. Das vierte Jahrhundert vor Christi wird damit lebendig und erfahrbar. Die Philosophie von Aristoteles wird durch den Comic sehr verständlich dargestellt. Die Kombination von Humor und Wissensvermittlung sorgt dabei für ein besonderes Lesevergnügen.
Meine Meinung zur Graphic Novel
Der Hardcover-Band Aristoteles, in Deutschland erschienen bei Carlsen Comics, ist mächtig gewaltig und halt es gewichtstechnisch wie auch inhaltlich in sich. Doch bevor ich jetzt zu viel schönrede oder um den heißen Brei herumrede, muss ich direkt einräumen: Ich schreibe diese Zeilen ohne das Buch bis zu Ende gelesen zu haben. Das geht mir selten so. Normalerweise bin ich selbst bei Dingen, die mich nicht catchen einfach zu stur um aufzugeben. Aber nachdem mich ARISTOTELES mittlerweile über 2 Monate mit durch Deutschland begleitet und ich es selten geschafft habe mehr, als 10 Seiten zu lesen, ohne gedanklich die Einkaufsliste meiner Hausfliegen durchzugehen…. also ich hab dann doch aufgegeben.
Der Stapel an Büchern, die mich deutlich mehr interessieren, wächst und wächst und ich halte mich an einem Buch fest, welches mich ganz offensichtlich einfach nicht zu begeistern weiß. Das ist natürlich keine gute Ausgangslage, um eine Rezension zu schreiben. Sehe ich vollkommen ein. Aber immerhin über die Hälfte hatte ich es geschafft und maße mir daher an, die folgenden Fazite zu fällen.
Also mal zum drumherum: Die Zeichnungen sind simpel gehalten und schön anzusehen. Überwiegend spielt sich das Ganze in zwei verschiedenen Farbschemata ab – welche den Leser:innen einen Eindruck von der Zeitepoche vermitteln sollen (manches spielt direkt in Aristoteles Lebzeit, anderes wird von Aristoteles Schüler Theophrastos zu einem späteren Zeitpunkt wiedergegeben). Und da setzt auch gleich der erste Kritikpunkt an: bis auf die zwei Farbschemata gibt es keinerlei Strukturierung dieses, mit 220 Seiten durchaus massiven Werks.
Und die fehlt mir doch sehr. Denn ja, klar ist das hier quasi eine Biographie, aber mein strukturliebendes Hirn benötigt doch eine Art roten Faden, etwas, das einem Plot ähnelt. Oder wenigstens Kapitel, die einem beim Lesen ein Gefühl vom Fortschritt vermitteln. Stattdessen geht es zwischen Lehrstunden und geschichtlichen Umbrüchen irgendwie eher schleppend voran. Es zieht sich so zäh wie trockener Teer.
Zum Fazit
Dieser Mangel an Struktur macht nun auch das zweite Problem nicht besser. So hatte ich mir von der Darreichungsform als Graphic Novel eigentlich erhofft, das doch sehr trockene und wissenschaftlichen Thema etwas ansprechender wiederzugeben. Die bleibt aber leider aus. Das Thema wird praktisch genau so inhaltsreich wie auch textreich vermittelt, wie als man es ebenso in einem Fachbuch erwarten würde. Nur, dass der Text teilweise in Sprechblasen steht.
Mich erinnert das Ganze an die alten Comics aus den 60ern. Damals als man von Leser:innen noch nicht erwartete, dass diese Inhalte rein aus Bildebene erschließen. Stattdessen wurde alle ausführlichst beschrieben. Zu viel Text kann dabei aber schnell die Bilder in den Schatten stellen, und deren Mehrwert auch durchaus etwas fragwürdig wirken lassen. Wozu mache ich eine Graphic Novel, wenn ich mich der Bildsprache dann so wenig bediene?
Ich muss daher sagen: für mich hat es an der Stelle einfach nicht funktioniert. Vielleicht bin ich aber auch zu wenig drin in der Welt der Philosophen. Wer dagegen ohnehin großer Aristoteles-Jünger ist und hier bestehendes Wissen nur neu aufgewickelt sehen – für den könnte das natürlich ganz anders aussehen.
Ich gebe ARISTOTELES daher nur 4 von 10 Punkten.
ARISTOTELES von vom Autoren Tassos Apostolidis und Illustratoren Alecos Papadatos erschien im Carlsen Comics Verlag und ist für 26 Euro überall da erhältlich, wo es was zum Schmökern gibt!
Bildrechte: © Tassos Apostolidis & Alecos Papadatos / Carlsen Comics