Seit Ende Mai könnt ihr bei Prime auch den Sender STARZPLAY – den Streamingkanal des US-Senders Starz – abbonieren. Dieser bietet mit VIDA eine interessante kleine Perle um zwei mexikanische Schwestern, die durch den Tod ihrer Mutter wieder zusammengeführt werden. Ich hab für Euch reingeschaut und geb Euch hier eine klare Guck-Empfehlung! Warum? Lest selbst…
Zum Inhalt
Durch den Tod ihrer Mutter Vidalia (kurz Vida) treffen in VIDA die entfremdeten Schwestern Lyn (Melissa Barrera) und Emma (Mishel Prada) aufeinander, die sich nicht nur mit dem Verlust und den Geheimnissen ihrer Mutter -sondern auch mit der Veränderung ihrer Heimat, dem östlichen Teil von Los Angeles, auseinandersetzen müssen.
Die Serie kommt in sechs Folgen à knapp 30 Minuten daher und kann daher recht bequem an einem Abend gebinged werden.
Meine Review
Ay, dios mio! VIDA versucht unsagbar viel und das in der wirklich knapp zur Verfügung stehenden Zeit. Zu den sozialkritischen Themen, die bereits in Folge 1 auf den Tisch geknallt werden gehören: Sexualität im allgemeinen – Homosexualität im speziellen, Gentrifizierung, kultureller Identitätsverlust, Entfremdung von Familien, Ausweisung/Immigration.
Das ist ne ganze Menge, die es zu verarbeiten gibt und an vielen Stellen möchte man meinen Showrunnerin Tanya Saracho breitet hier wirklich nur den Teppich aus, auf dem sie plant in weiteren Staffeln zu spielen. Was nicht heißt, dass Staffel 1 nicht auch Entwicklungen in sich bietet.
Lyn und Emma, die sich – Andeutungen nach – zuvor nicht wirklich nah standen, kommen sich durch den Tod ihrer Mutter und die dadurch zu Tage kommenden Krisen deutlich näher. Mehr oder minder gemeinsam erleben sie die Gegend in der sie aufwuchsen – das L.A. Viertel Boyle Heights – auf neue Art und Weise. Sie merken, wie sie beide inzwischen ausgegrenzt werden, als „Whitina“ (vs. Latina) beschimpft werden, da sie ihrer Kultur den Rücken kehrten als sie sich auf dem amerikanischen Markt Berufungen und Lebenswege suchten.
Eine besondere Wendung stellt dabei für Beide die Erkenntnis dar, dass Ihre Mutter lesbisch und mit einer Frau verheiratet war. Und wo man zunächst denkt, die verwestlichten Töchterchen missgönnen ihrer Neu-Stiefmutter Eddy (Ser Anzoategui) etwas – merkt man doch mit der Zeit, dass die Wut, die insbesondere Emma empfindet, sich eher darauf stützt, dass ihre Mutter sich ihr nicht anvertraute. Dass solche Geheimnisse in der Familie im Raum standen.
Lyn: I knew it! – Ich wusste es!
Emma: Then why didn’t you say anything? – Und warum hast du nichts gesagt?
Lyn: Why didn’t YOU say anything? – Warum hast DU denn nichts gesagt?
Emma: When do we ever say anything? – Wann sagen wir denn jemals irgendetwas?
Lyn: God that’s so true. That’s sad, we should say stuff. – Verdammt, das stimmt. Das ist traurig… wir sollten Dinge aussprechen.
Emma leidet unter diesen neuen Erkenntnissen zunächst deutlicher als Lyn, da sie von Vidalia jung weggeschickt wurde, um bei ihrer Großmutter aufzuwachsen. Sie und Eddy haben folglich ein sehr unterschiedliches Bild der Verstorbenen und geraten daher im Austausch über die individuellen Trauerwege durchaus aneinander.
Lyn ist die deutlich jüngere der beiden. Noch etwas grün hinter den Ohren jagt sie entweder hübschen Männern oder halbseidenen Lebensträumen hinterher und hinterlässt dabei gerne eine kleine Spur des Chaos. Das fällt ihr in ihrer Heimat auf die Füße, wo sie bereits einen gewissen Ruf weg hat.
¡Viva el Feminismo!
In VIDA gibt es eigentlich nicht eine positiv besetzte männliche Rolle. Was nicht heißt, dass die Frauen fehlerfrei sind, aber sie und ihre Fehler werden thematisiert und man kann darüber Sympathie und Verständnis aufbauen. Diesen Luxus genießen die Männer nicht, welche nur als Randfigur fungieren und dabei eigentlich durch die Bank verachtenswerte Dinge tun.
Dieser Fakt und die Tatsache, dass diese starken weiblichen Rollen auch noch von Latinas gespielt werden, macht die Serie eigentlich automatisch zu etwas besonderem. Die Gesamtperspektive der Serie ist damit soweit vom weißen Hollywood-Mainstream entfernt, wie es nur geht – was gerade bei einem Sender wie Starz eine erfrischende Überraschung darstellt.
Fazit
Alles in allem haben mich die Charaktere gut angesprochen und die Story hat sich soweit entfaltet, dass auf jeden Fall Raum und Potential für weitere Folgen erkenntlich ist. Deswegen freut es mich auch, das Starz die Serie bereits letzte Woche für eine zweite Staffel verlängert hat.
Wer die Lateinamerikanische Kultur, sexy Sexszenen und starke Frauen mag, sollte sich hier gut unterhalten fühlen.
Von mir gibt’s 9/10 Punkten