REVIEW: „WHISKEY TANGO FOXTROT“ (Kinostart: 2. Juni 2016)

Über den Film WHISKEY TANGO FOXTROT

TV-Reporterin Kim Barker (Tina Fey) sucht nach einer neuen Herausforderung in ihrem Leben: Thunfischsalat im Großraumbüro und Beziehungsweichei an ihrer Seite können doch nicht alles gewesen sein. Als der Kabelsender, für den sie arbeitet, unter den unverheirateten, kinderlosen Mitarbeitern kamerataugliches „Kanonenfutter“ für die Berichterstattung von der afghanischen Reporter-Front sucht, meldet sie sich kurzerhand freiwillig.

Völlig überfordert von sich und Kabul, erlebt die Journalistin, dass es irgendwann keinen Unterschied mehr macht, ob man den Presseausweis um den Hals oder auf der Kevlar-Weste trägt.

Fest entschlossen, die beste Story zu finden, lässt sich Kim auf die neuen Regeln ein.
  • Erstens: Was Colonel Hollanek (Billy Bob Thornton) befiehlt, sollte maximal eine grobe Richtlinie für beschissene Situationen sein.
  • Zweitens: Wenn der mächtige – und streng muslimische – Politiker Ali Massoud Sadiq (Alfred Molina) einem schon unter den Rock kriecht, kann man auch guten Gewissens seine beachtlichen Kontakte nutzen.
  • Drittens: Bevor man den neuseeländischen Security-Mann zum „Strammstehen“ an die blonde Korrespondenten-Granate Tanya Vanderpoel (Margot Robbie) abgibt, sollte man seine eigenen Grundbedürfnisse befriedigen – außer man favorisiert schottisches Fotografen-Equipment (Martin Freeman).
Existenzielle Probleme

Neben all diesen Herausforderungen, die natürlich gemeistert werden wollen, wird Kim aber nach und nach auch klar, welche deutlich existenzielleren Schwierigkeiten die Menschen in Afghanistan tagtäglich zu bewältigen haben. Dagegen erscheinen die Probleme ihres New Yorker Alltags, den sie weit hinter sich gelassen hat, vollkommen unbedeutend.

Irgendwann wird selbst der gefährlichste Schauplatz der Welt vom Alltag eingeholt.

Zum Trailer hierlang

Good To know

Glenn Ficarra („I Love You, Phillip Morris“) und John Requa („Crazy Stupid Love“) schicken Comedy-Granate und Golden Globe®-Gewinnerin Tina Fey („Sisters“, „Saturday Night Live“) in eine Parallelwelt, in der der Krieg als Arbeitgeber mit allen derben Absurditäten zum Leben gehört.

Basierend auf dem Roman der echten Kim, „The Taliban Shuffle: Strange Days in Afghanistan and Pakistan“, bietet WHISKEY TANGO FOXTROT Unterhaltung mit Sprengkraft, aber auch das nötige Feingefühl für die Existenz im Ausnahmezustand.

Mit von der Partie sind Margot Robbie („The Wolf of Wall Street“, „Suicide Squad“) als Freundin und Kollegin sowie Martin Freeman („Hobbit“-Reihe, „Sherlock“) als schottischer Fotograf und Aufreißertyp. Alfred Molina („A Most Violent Year“, „Atemlos – Gefährliche Wahrheit“) spielt den zwielichtigen Politiker Sadiq.

In weiteren Rollen sind Billy Bob Thornton („Fargo“, „Eagle Eye – Außer Kontrolle“, „Ein unmöglicher Härtefall“) als eigensinniger Befehlshaber und Christopher Abbott („A Most Violent Year“) als einheimischer Dolmetscher zwischen den Kulturen zu sehen. Das Drehbuch zu dieser außergewöhnlichen Komödie, die kein Blatt vor den Mund nimmt, schrieb Robert Carlock („Saturday Night Live“, „30 Rock“).

Fazit

Kann Humor in einem Kriegsfilm funktionieren – ohne die Grenze zur Geschmacklosigkeit zu überschreiten? Diese Frage stellte ich mir kontinuierlich beim Schauen dieses Filmes. Und die Antwort ist simple und einfach:

JA!

Und das gelingt vor allem dadurch, dass der Film primär im „Kabubble“ spielt – in der sogenannten Kabul Blase. „Kabubble“ nennen die ausländischen Kriegs- und Krisenreporter ihre eigene schräge fast surreale Welt. Eine Welt, in der ihre wilde Parties – wenn überhaupt – dann mal von Bombenhagel unterbrochen wird. Der Afghanistankrieg selbst ist nur Nebendarsteller. Eine Randnote, die hilft, andere wichtige Themen anzukratzen, um die es in diesem Film geht:

  • Nach einer Zeit interessiert sich kein Mensch mehr für den (Afghanistan-)Krieg – vor allem nicht die Medien
  • Wie schwierig es als Auslandskorrespondentin ist, sich in einer Männerdomäne durchzusetzen
  • Wie schwierig es vor allem für Frauen immer noch ist, Job und Familie unter einen Hut zu bringen. Das kann bei ambitionierten Frauen oft zum Resultat führen, dass sie auf die Familie oder das Kinderkriegen verzichten
  • Humor ist auch in Kriegszeiten wichtig
WTF?

WTF (Abkürzung von „WHISKEY TANGO FOXTROT“) ist ein gelungener Film, der trotz der absurd-lustigen Situationen wunderbar funktioniert. 

Für meinen Geschmack zu „over the top“ ist die Darstellung des Politikers Ali Massoud Sadiq (Alfred Molina), der Kim konstant lächerliche und klischeehafte Avancen macht. In diesen Szenen verfällt der Film zu sehr in Slapstick, was dem humorischen Level des Gesamtpackets nicht gerecht wird.

Außerdem ärgere ich mich, dass im Film die weitere Frau im Kabubble – Tanya Vanderpoel (Margot Robbie) – von der engsten Freundin zur schärfsten Konkurrentin mutiert. Leider kenne ich Kim Bakers Memoiren nicht – vielleicht basiert dies auf echten Erlebnissen. Ich hätte in einer Story, die eine extrem außergewöhnliche Lebenssituation porträtiert, gerade auf absolute Frauen-Power und Sisterhood gehofft.

Besonders toll dagegen ist die sensibel dargestellte Freundschaft, die sich zwischen Kim und ihrem Fahrer/Netzwerkhelfer Fahim (Christopher Abbott) entwickelt.

Fazit „WHISKEY TANGO FOXTROT“

8/10 – Anschauen lohnt sich. Ich weiß allerdings nicht, ob der Humor sich ins Deutsche übersetzen lässt!

Fotos: © Universal Pictures/Paramount

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