Am 25. November startet auf Amazon Prime der bewegende Roadmovie UNCLE FRANK aus der Feder von Alan Ball (True Blood, Six Feet Under). Brilliant gespielt von Paul Bettany und Peter Macdissi zeigt der Film, dass es schwer sein kann ein Jugendtrauma zu überwinden, aber auch, dass es sich manchmal doch sehr lohnt.
Zum Inhalt von UNCLE FRANK
1973 verlässt die jugendliche Beth Bledsoe (Sophia Lillis) ihre ländliche Heimatstadt im Süden der Vereinigten Staaten, um an der New York University zu studieren. Dort ist ihr geliebter Onkel Frank (Paul Bettany) ein beliebter Literaturprofessor ist. Bald entdeckt sie, dass Frank schwul ist und mit seinem langjährigen Partner Walid „Wally“ Nadeem (Peter Macdissi) zusammenlebt. Ein Arrangement, das er jahrelang geheim gehalten hat. Nach dem plötzlichen Tod von Franks Vater, sieht sich Frank gezwungen, mit Beth im Schlepptau widerwillig zur Beerdigung nach Hause zurückzukehren. Dabei muss er sich einem lange verdrängten Trauma stellen, vor dem er sein ganzes Erwachsenenleben geflohen ist…
Meine Review
Irgendwie häufen sich aktuell die tragischen Homophobie-Familien-Filme. So startet irgendwann demnächst, so Corona will, auch Viggo Mortensens Regie Debüt FALLING mit ähnlicher Thematik. Darüber werde ich demnächst auch noch berichten. Aber solange es Männer oder auch Frauen gibt, die sich wegen ihres homophoben Umfelds das Leben nehmen, kann es solche Filme wie UNCLE FRANK und FALLING einfach nicht genug geben. Dafür verneige ich mich also vor Alan Ball. Spannende Randnotiz: Wally-Darsteller Peter Macdissi ist im echten Leben sogar der Partner von Regisseur Alan Ball.
Homophobie tötet, manchmal ganze Personen, manchmal nur Teile einer Person. Frank, ganz großartig gespielt von Paul Bettany, lebt abgeschieden von seiner Familie auf Grund eines furchtbaren Jugendtraumas. Nicht nur, dass sein Vater ihn generell nie akzeptierte, als er zufällig von Franks sexueller Ausrichtung erfuhr, schmetterte er ihm direkt seinen geballten Hass ins Gesicht. Doch nicht genug Bockmist im Leben verzapft, nein auch aus dem Jenseits geht die Peinigung via Testamentsverlesung weiter. Frank wird an den Rand des Wahnsinns getrieben und nur der Fakt, dass er Menschen hat, die ihn lieben rettet ihn.
Insbesondere Beth, die mit ihrer jugendlichen Naivität zu ihm in die Großstadt zieht, und ihn schon immer anders aber besonders fand, tut sich als wichtiger Anker hervor. Klar kommt sie aus einer christlich geprägten Kleinstadtfamilie, doch sie hat die Offenheit diese Prägung hinter sich zu lassen. Sie mochte ihren Onkel Frank schon immer, was soll dieser kleine Fakt da dran schon ändern? Und so ist es letztlich auch ihr Tatendrang und ihre Weltoffenheit, die Frank aus seiner eingefahrenen Familienhölle retten.
Fazit
UNCLE FRANK ist ein schöner Film. Die Geschichte ist weder neu noch weißt sie wahnsinnige Wendungen auf. Dafür ist sie real und gehört in den Mainstream wie jede andere Art der Familien- oder Liebesgeschichte. Die weiß Hollywood schließlich auch mindestens drölftausendmal neu zu erzählen! Die schauspielerischen Leistungen überzeugen. Frank ist der Onkel, den man sich nur wünschen kann. Wally ein liebevoller Partner, der sich nach Familie sehnt, da er kulturell bedingt in seiner Familie noch viel größere Probleme zu erwarten hat. Beth so jung und naiv und voller Weltoffenheit, wie es sich für eine junge Studentin gehört.
Ein wunderbarer Film für alle die etwas unschöne Realität ertragen können, um am Ende doch mit wohliger Wärme erfüllt zu sein. 9 von 10 Punkten.