Review: THE GILDED AGE (HBO)

Die HBO Serie THE GILDED AGE ist praktisch das US-Pendant zu Downton Abbey. Hochkarätig besetzt mit Christin Baranski, Cynthia Nixon und Carrie Coon starten wir hierzulande am 22. April auf Sky ins New York der 1880er – dem sogenannten Goldenen Zeitalter. Geschaffen wurde die Serie von niemand geringerem als Julian Fellowes, welcher auch bereits für Downton Abbey verantwortlich zeichnete. Ob der Sprung über den Ozean gelang, erfahrt ihr hier.

Zum Inhalt von THE GILDED AGE

Nach dem Tod ihres Vaters zieht Marian Brook (Louisa Jacobson) in Begleitung der aufstrebenden Schriftstellerin Peggy Scott (Denée Benton) aus dem ländlichen Pennsylvania nach New York City zu ihren Tanten Agnes van Rhijn (Christine Baranski) und Ada Brook (Cynthia Nixon). Dort wird Marian ungewollt in einen sozialen Krieg zwischen ihren Verwandten und deren Nachbarn, dem skrupellosen Eisenbahnmagnaten George (Morgan Spector) und seiner ehrgeizigen Frau Bertha Russell (Carrie Coon) verwickelt. Zwischen den Regeln der Tradition und dem Anbruch eines modernen Zeitalters muss sich Marian ihren eigenen Weg bahnen.

Meine Review 

Dass die Serie aus der gleichen Feder wie zuvor Downton Abbey stammt, spürt man vor allem an zwei Aspekten ganz deutlich. Einerseits sehen wir einen großen Ensemble-Cast mit Teilnehmern der höheren Ränge, wie ebenso der unteren Schichten, also den Bediensteten. Und anderseits spielt die Serie zu einer Zeit des sozialen Umbruchs, welchen wir insbesondere durch die Augen derer erleben, die „die gute alte Zeit“ nicht loslassen wollen.

So sind die beiden zentralen Familien in THE GILDED AGE einerseits die Brooks/Van Rhijns, welche vorrangig das gute „alte Geld“ repräsentieren. Also Familien mit Tradition und ganz, ganz feinen Wurzeln. Denen gegenüber stehen auf der anderen Seite die neureichen Russells. Durch Eisenbahnnetze reich geworden, versuchen sie nun, um die Anerkennung in den vornehmen Kreisen zu buhlen. Das dies nicht so ohne weiteres gelingt, bemerkt Coons Bertha Russell recht schnell.

Viel los, auf den Straßen New Yorks 

Die erste Folge, die gleich mal mit 1,5 Stunden zu Buche schlägt, versucht leider auf allen Bällen gleichzeitig zu tanzen. Trotz der Doppelfolgenlänge, ist diese Ambition für die Zeit aber etwas zu hochgesteckt. Denn die Flut an Informationen und Charakteren erschlägt einen als Zuschauer nahezu. Ohne jetzt groß zu Spoilern (all dies passiert in der ersten Folge!) versucht die Serie gefühlt zu viele, vor allem aus unserer modernen Sicht, Felder der Ungerechtigkeit gleichzeitig anzusprechen.

Wir sind uns sicherlich alle gewahr, dass die 1880er eine Patriachalisch-Rassistisch-Homophobe-Hochzeit waren. Dass dies prinzipiell Stoff für viele Folgen oder gar Staffeln bietet, bestreitet keiner. Aber müssen wir diesen Fakt wirklich binnen der allerersten Folge so deutlich machen? Als Zuschauer fühlt man sich da einfach ein wenig erschlagen. 

Trotzdem sehe ich in diesen unzähligen Handlungssträngen natürlich auch Potenzial, welches sich vor allem über die ersten fünf Folgen, welche mir hierfür vorlagen, weiterhin entfaltet. Vor allem die Geschichte um Miss Scott, die junge dunkelhäutige Frau, welche den Traum hegt zu schreiben. Wenn es PoC, vor allem aber WoC, heute schon streckenweise noch ätzend schwer haben… oh boy, das 19. Jahrhundert… Die Geschichte ergreift und man will mit fiebern – wohl gewahr, dass ihre Chancen zu der Zeit einfach gegen sie sprechen. 

Mein Fazit

Als Downton Abbey Fan hat man natürlich ein gewisses Grundvertrauen in Julian Fellowes. Und trotz allem macht die Serie auch einiges richtig. Mit Marian Brooks hat man eine gute Einstiegshilfe an die Hand bekommen, welche nicht nur neu in New York ist, sondern auch eindeutig mit den gesellschaftlichen Regeln vor Ort alles andere als vertraut. Ihre Verwunderung beziehungsweise ihr Entsetzen teilt man als Zuschauer an der ein oder anderen Stelle.

Ich hoffe, die breite Masse an Problemfeldern, welche einen zu Beginn so erschlägt, verläuft sich im Laufe der Staffel noch etwas und allen Themen wird dennoch gleichmäßig recht getan. Wenn das passt, bin ich dabei für mehr! Wer also auch gerade noch im Bridgerton Kostüm- und Etepetete-Wahn ist, und Nachschub braucht, dem kann ich THE GILDED AGE durchaus ans Herzen legen.

Gut gemeinte 7 von 10 Punkten für den massiven Einstieg mit viel Potenzial.

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