Review: Staffel 3 von THE GIRLFRIEND EXPERIENCE (Starzplay)

Auf Starzplay startet am heutigen 2. Mai die dritte Staffel der hochgelobten Anthologieserie THE GIRLFRIEND EXPERIENCE, vom Oscar®-prämierten Filmemacher Steven Soderbergh. Damit meldet sich die Serie vier Jahre nach den vorherigen Staffel zurück. Und das auch noch europäischer denn je: Regisseurin Anja Marquardt ist Berlinerin, Oliver Macucci spielt mit und Schauplatz ist London. Ich durfte schon mal rein schnuppern und sogar mit Frau Marquardt schwatzen!

Zum Inhalt von THE GIRLFRIEND EXPERIENCE Staffel 3

Der dritte Teil von „The Girlfriend Experience“ spielt inmitten von Londons Tech-Szene und rückt Iris (Julia Goldani Telles), eine Studentin der Neurowissenschaften, in den Mittelpunkt. Beim Erkunden der auf Geschäfte reduzierten Welt von The Girlfriend Experience lernt Iris schnell, dass ihre Kundentermine ihr einen entscheidenden Vorteil in der Tech-Welt verschaffen – und umgekehrt. Immer mehr beginnt sie zu hinterfragen, ob ihre Handlungen von ihrem freien Willen oder von etwas ganz anderem angetrieben werden. Sie begibt sich auf einen langen Weg der Erkenntnis.

Meine Review zur Staffel

Ich durfte vorab die ersten vier Folgen der Staffel sehen. Die ganze Optik und Cinematographie vermittelt klar einen Londoner Tech Scene Vibe. Ich meine seht euch alleine die Optik des Posters und Trailers an. Kalte, kontrastreiche Farben. Lange intensive blicke und wortkarge Gespräche die mehr auf Inhalt denn Fülle aus sind. Das ganze wirkt teilweise klinisch und observativ. Ein totaler Kontrast zu dem, was man von einer Serie über Escort Girls vielleicht erwarten könnte. Aber es gefällt und es passt.

Die Protagonistin, Iris, wirkte auf mich anfangs eher unsympathisch. Sie kommt altklug rüber. Klar ist sie Neurowissenschaftlerin und man kann davon ausgehen, dass sie daher hochintelligent ist. Aber sie scheint eine Weltgewandtheit zu haben von der man sich einfach fragt woher diese kommt. Und woher sie kommt erfährt man zunächst leider gar nicht. Und sie ist nicht nur intelligent, nein! Sie weiß sich trotz Nerd-Brain dennoch zu kleiden, zu verführen, ihre Reize einzusetzen. Nein ich bin nicht neidisch, ihr seid neidisch. Doch was all das gut aufzeigt, ist die Vielfalt an Frauen, welche in der Sex Industrie tätig sind. Hinfort mit überalterten Klischees von Frauen die es zu sonst nichts gebracht haben und darum simpel die Beine breit machen! 

Iris ist intelligent, erfolgreich und schön. Sie hat den Escort Job mitnichten nötig. Hier wird dem Zuschauer eine wichtige Distinktion näher gebracht: Sex Work ist stets eine freiwillig gewählte Profession und weit entfernt von Zwangsprostitution jeder Art (siehe SKY ROJO). Ein Escort Girl hat den Job nicht nötig. Sie macht ihn gern.

Ihre wissenschaftliche, psychologische Herangehensweise an ihre Kunden lenkt den Fokus auf einen Faktor der bei Sex Work gerne nicht wahr genommen wird: Oft geht es viel mehr um Nähe und Austausch als um reinen Sex. Sex Work ist etwas hochgradig therapeutisches. Insbesondere eine Dienstleistung wie die Girlfriend Experience. Das wird hier sehr gut illustriert.

Mein Fazit

Im Interview mit Regisseurin Anja Marquardt fand ich heraus, dass ihr Fokus im wesentlich auf der Authentizität der Tech Scene lag. Wahrscheinlich, da man sich dort einfach schneller in die Nesseln legen kann wenn wesentliche Faktoren unglaubwürdig oder schlecht durchdacht sind. Ich muss gestehen: die technische Seite war mir überwiegend egal. Wofür ich THE GIRLFRIEND EXPERIENCE feiere ist viel mehr die positive Darstellung einer Branche die zu Unrecht unsagbar viel tabuisiert und kriminalisiert wird. Tolles Kontrastprogramm also nach dem schwer verdaulichen SKY ROJO bei Neflix neulich…

Brauch man auch gar nicht weiter diskutieren. Dafür gibt’s von mir 8 von 10 Punkten! Leichten Abzug für den komplexen Einstieg in die Handlung. Der muss man sich schon erstmal hingeben um das Ende der Leine nicht zu verlieren.

Mein Interview mit Regisseurin Anja Marquardt findet ihr HIER.

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