REVIEW: „HIGH-RISE“ (Kinostart: 30. Juni 2016)

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1975. Zwei Meilen westlich von London bezieht Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston) auf der Suche nach Anonymität sein neues Appartement, nur um bald feststellen zu müssen, dass seine Mitbewohner gar nicht daran denken, ihn in Ruhe zu lassen. So ergibt er sich schließlich in sein Schicksal, freundet sich mit den neuen Nachbarn an und wird dadurch zunehmend in das komplexe soziale Gefüge hineingezogen.

Während er so seine Probleme damit hat, seinen Platz inmitten dieser Gesellschaft zu finden, bekommen Laings gute Manieren und sein Verstand ebenso deutliche Risse wie das Gebäude selbst. Die Lichter gehen aus, die Aufzüge bleiben stehen, aber die Party hört nicht auf. Die Menschen sind das Problem. Der Alkohol die Währung. Sex ist das Allheilmittel.

Erst sehr viel später, als er auf dem Balkon sitzt und den Hund des Architekten verspeist, fühlt Laing sich endlich zu Hause.

Kultregisseur Ben Wheatleys vorlagengetreue Adaption von J.G. Ballards gleichnamigem Roman aus dem Jahre 1975 ist eine dystopische Parabel über die Exzesse des Kapitalismus und mit einem Cast rund um Tom Hiddleston, Jeremy Irons, Luke Evans und Sienna Miller hochkarätig besetzt.

 

Fazit

Klassenkampf im Hochhaus, eine Gebrauchsanweisung:

1. Hiddlestoner Fangirl Modus aus!
2. Hiddlestoner Fangirl Modus aus!
3. Hiddlestoner Fangirl Modus aus!
4. Vorab das Buch von J.G. Ballard (erschienen 1975) lesen!
5. Hallo, der Fangirl Modus ist ja immer noch an?! Ts ts ts ts

Es gibt Filme, da spürt man förmlich den “Einschlag“ direkt neben sich, da ist die Komfortzone bis aufs Äußerste ausgeweitet, man weiß nicht so recht, ob einen das Gesehene nun fasziniert oder doch eher abstößt, man spürt sie körperlich und trägt die Bilder noch wochenlang mit sich herum.

DAS sind die Filme, die mir persönlich am liebsten sind, denn sie bringen mich zum Denken, sie inspirieren und sie stellen den Status Quo in Frage.

  • „Fight Club”
  • “Shame”
  • ”Brazil”
  • “Hunger”
  • „American History X”
  • “Trainspotting”
  • “A Clockwork Orange”

In diese illustre Reihe würde ich mit leichten Abzügen auch “High-Rise” stellen.

Ein Hochhaus als Metapher für gesellschaftliche Hierarchien, eine sich schleichend entwickelnde, dystopische Anarchie, das Fallen menschlicher Masken, eine rauschende Orgie aus Blut, Gewalt, Dekadenz, Besessenheit, Musik, Sex und Humor. Protagonisten, die sich häuten, den Mantel der Zivilisation abstreifen und ihren Ur-Instinkten freien Lauf lassen: verkommen, verdorben und jenseits der bis dahin für sie geltenden Moral.

All das eingefangen von Englands interessantestem Regisseur Ben Wheatley, der enorm mutig der minimalistischen Erzählweise Ballards treu bleibt und seine Figuren nur beobachtet und portraitiert. Der aber nichts erklärt, was, wenn man das Buch nicht gelesen hat, zu einigen Konfusionen führen kann – denn es gibt keinerlei Antworten auf das „WARUM“!

Deshalb bitte Gebrauchsanweisung Punkt 4 folgen.

Wheatley erschafft eine Mixtur aus subtilem, sehr englischem Humor, opulenter Bildsprache, einem fantastischen Soundtrack, allen voran die exklusiv für diesen Film von Radiohead produzierte Version von ABBAs „S.O.S“ und einem exquisiten Ensemble: Tom Hiddleston, Luke Evans, Elizabeth Moss, Jeremy Irons, Siena Miller, James Purefoy.

Hiddleston zeigt ohne jede Angst eine seiner besten Leistungen und glänzt ebenso wie Luke Evans.

Ein besonderer Film, ein mutiger Film, ein relevanter Film, der seine Zuschauer in der Nische finden, andere allerdings gar nicht erreichen wird.

Für mich jedoch der beste Film den ich dieses Jahr, Stand 01.05. 2016, gesehen habe.

Fazit: 9/10

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