Ab dem 27. Februar zeigt SYFY exklusiv die brandneue Comic-Adaption DEADLY CLASS aus der Feder von Rick Remender. Im San Francisco der 80er Jahre dreht es sich nicht nur um Musik und Subkulturen sondern auch den tödlichen Überlebenskampf auf der Straße. Und wo kann man den wohl besser lernen als am Hogwarts für Assasinen?
Zum Inhalt von DEADLY CLASS
Ende der 80er schlägt sich der obdachlose Teenager Marcus (Benjamin Wadsworth) auf den Straßen von San Francisco durch. Auf der Flucht vor dem Gesetz erhält der Außenseiter die Chance für einen Neuanfang: Er wird von Meister Lin (Benedict Wong) für das Kings Dominion rekrutiert. An der geheimen Akademie für Auftragsmörder wird die nächste Generation an Verbrechern in der Kunst des Tötens ausgebildet. Hier steht nicht nur Nahkampf sondern auch Giftmord auf dem Stundenplan. In einer unmenschlichen Umgebung muss Marcus lernen, seine Menschlichkeit zu bewahren – und seinen Platz in der Welt finden.
Lektion 1: Grüppchenbildung
Angekommen in dieser neuen Umgebung die Marcus immerhin mal ein Dach über dem Kopf bietet lernt er zunächst, was jeder anständige amerikanische Jugendliche in und auswendig kennt: Um an einer Schule zu überleben, brauchst du deine Gang! Und wie auch in anderen High School Formaten gibt es hier die bekannten Klischees: die Rich Kids, die Punk+Goth Kids, die Latinos, Nerds etc. pp. Einziger Unterschied: Wenn du hier die Freundin vom w̶̶a̶̶s̶̶s̶̶e̶̶r̶̶p̶̶o̶̶l̶̶o̶-̶c̶̶a̶̶p̶̶t̶̶a̶̶i̶̶n̶ Latino-Boss falsch anschaust, hast du mal eben ein Messer im Hinterkopf.
Die Charaktere und Grüppchen sind dabei sehr überzogen und klischeelastig. Aber das macht auch irgendwie den sehr deutlichen Comic-Charme aus. Man merkt deutlich auf welchem Medium das Ganze basiert und welche Elemente hier und da auch gezielt an bekannte Titel angelehnt sind. So wirkt der Punker Billy (Liam James) mit seiner grünen Tolle und seinem hysterischen Lachen wie der Joker in jungen Jahren. Die Katana-schwingende Saya (Lana Condor) könnte direkt einem gewissen Tarantino Film entsprungen sein. Und Benedict Wong – naja sagen wir mal so, Master Lin könnte auch Wongs (Doctor Strange) etwas weniger gut gelaunter Bruder sein.
Lektion 2: Kontext
Ich bin ein großer Fan von Kontext. Also habe ich mir eben jenen vorm Schreiben dieser Zeilen beschafft. Nachdem ich gestern die ersten beiden Folgen der Serie sehen durfte, nahm ich zunächst nur die Klischees und Referenzen wahr. Heute las ich nun Interviews mit Remeder und schaute hinter die Fassade. Und selbstverständlich gibt es da mehr Tiefgang und Bedeutungsebenen.
So hatte Remeder einen besonders schweren Weg, seine Vision des Comics genau so wie er es wollte in die Serie zu bringen. Die meisten Studios, die sich für eine Umsetzung von DEADLY CLASS interessierten, fanden das Grundkonzept der Assasinenschule durchaus knorke, aber wollten diese z. B. in einen kontemporären Kontext verfrachten. Doch Remeder ließ nicht locker und bestand auf dem Jahrzehnt in dem er selbst aufwuchs. Ihm war es wichtig, die Subkulturen der 80er widerzuspiegeln. Die Schule und deren spezielles Ausbildungskonzept ist also auch hier nicht mehr als ein Gimmick. Selbstverständlich stellt genau das auch ein Alleinstellungsmerkmal da, denn die meisten Teenager-High-School Serien spielen dann ja doch an einer eher normalen Schule.
„Eine Schule für Assassinen könnte als Sinnbild für all diese Institutionen funktionieren, die gute und unschuldige Menschen aufnimmt und als Monster wieder ausspuckt.“ (Rick Remeder)
Und urplötzlich fühle ich mich mehr bei Buffy als bei „MARVELs der Joker und die Katana-Braut“. Klar ist es offensichtlich, wenn man mal etwas in die Tiefe geht, aber das muss man halt erstmal. Deswegen: Kontext! Tolle Sache, ne? Was ich daraus entnehme ist, dass die Schule und eventuelle Assasinen-Aufträge wohl wirklich eine marginale Rolle spielen. Im Vordergrund stehen die Protagonisten und deren moralische Entwicklung. Und natürlich geht es um das Lebensgefühl ihrer Generation. Der Reagan-Youth, wie schon der Titel der ersten Episode lautet.
Ebenfalls interessante Randnotiz: Gerade in den USA ist die Darstellung von Gewalt an Schulen ja eher ein kritisches Feld. Daher war es Remeder wichtig sich mittels eben jener überdrehter Comic-Elemente von der Realität abzugrenzen. Folglich trifft man auf den Gängen der Kings Dominion auf Schwerter, Gifte und Morgensterne – nie aber auf Schusswaffen.
Fazit
Für Fans von stylischen Teenagern, Comic-Atmosphäre und cooler 80er Musik könnte DEADLY CLASS auf jeden Fall eine coole neue Serie sein. Der Tiefgang ist da, reicht für mich aber bei Weitem nicht an den aktuell viel zu starken Konkurrenten Umbrella Academy heran. Ich gebe da mal 7 von 10 Punkten.
Den Comic bringt CrossCult pünktlich zum Serienbeginn auf den deutschen Markt. Weitere Infos hier.