Wer in den letzten Wochen nicht mal zufällig über die Netflix Serie Haunting of Hill House gestolpert ist, lebte wahrscheinlich in einem saisonal höchst passenden Sarg. Denn ob man nun Gruselfan ist oder nicht – die Serie war in aller Munde! Ich mag etwas spät dran sein, aber hey Halloween ist noch nicht vorbei also noch genug Zeit für den festiven Binge-Event!
Zum Inhalt von Haunting of Hill House
Die Serie erzählt die Geschichte der fünf Crain-Geschwister, die gemeinsam in einem der bekanntesten Spukhäuser des Landes aufwuchsen. Nach einer Tragödie wird die Familie wiedervereint und sieht sich plötzlich von Geistern ihrer Vergangenheit bedroht.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Shirley Jackson (1959) wurde die Geschichte unter anderem bereits 1999 mit Catherine Zeta-Jones und Liam Neeson filmisch aufgearbeitet.
Review: Eine Liebesbekundung
Haunting ist alles andere als eine typische Horrorserie und deswegen lege ich Sie auch wirklich jedem ans Herz, der denkt er wäre ein zu großer Schisser für Horrorserien! Denn obwohl die Serie neben klassischen Jump-Scares in erster Linie auf düstere Atmosphäre setzt, welche ganz wunderbar durch eine Vielzahl von grusligen Erscheinungen im Bildhintergrund unterstützt wird, liegt ihre wahre Kunst im Familiendrama. Der wahre Horror ist hier die rein menschliche und irdische Trauer und wie diese von der Familie aufgearbeitet wird.
Ein großartiges Element dessen ist, wie die 5 Kinder symbolisch die 5 Phasen der Trauerverarbeitung repräsentieren:
- Leugnung (Steve – Michiel Huisman)
- Wut (Shirley – Elizabeth Reaser)
- Verhandlung (Theo – Kate Siegel)
- Depression (Luke – Oliver Jackson-Cohen) und
- Akzeptanz (Nell – Victoria Pedretti).
Die übernatürlichen Elemente sind hier nur ein Stützpfeiler für eine dramatische Familiengeschichte. Man könnte glatt sagen die Serie sei das THIS IS US für die Gruselfans!
In einer Mischung aus Rückblicken und Einblicken ins aktuelle Leben der Geschwister erfahren wir jeweils, wie sie ihre Kindheit erfuhren – und was diese aus ihnen gemacht hat. Dabei hinterließen die teils traumatischen Kindheitserlebnisse natürlich bei den Jüngeren größere Spuren als bei den Älteren, welche schon geerdeter in der Realität waren. Eine unweigerliche Folge des Älter-Werdens ist dabei natürlich auch, dass sich Geschwister auseinanderleben. Der Horrorfaktor „Alltag“ sozusagen.
Hinzu kommt eine gar wunderbar gotische Optik. Haunting verzichtet dabei auf unnötige Gore-Elemente und konzentriert sich wirklich auf die starke Atmosphäre und Schauspiel. Fast schon poetisch wirken Anfang und Ende, welche mit dem gleichen Absatz des Romans daherkommen:
Silence lay steadily against the wood and stone of Hill House, and whatever walked there, walked alone.
Einen Wunsch hab ich aber an Netflix, mit dem ich wohl leider eher allein dastehe: Bitte, bitte lasst diese Perle der Abendunterhaltung einfach in Ruhe. Die Serie ist wunderbar, wie sie ist. Sie braucht keine zweite Staffel. Klar Potential findet man noch in der kleinsten Ecke. Aber man muss einfach nicht jede Kuh melken. Handhabt es lieber wie die Inder, und vergöttert diese Kuh!
Fazit: Unbedingt anschauen 10 von 10 Punkten!