Bildrechte: © Ines Korth / Kibitz-Verlag

Lesetipp: Das Regelwerk von Ines Korth (Kibitz)

Themen aus der dunklen Ecke in die Mitte der Gesellschaft zu holen, braucht immer seine Zeit. Deswegen leben wir gleichzeitig in Zeiten, in denen Periodenwäsche und -Tassen mehr und mehr normalisiert werden, aber gleichzeitig auch noch in Werbung für Periodenprodukte seltsame blaue Flüssigkeit als Ersatz für Blut genommen wird. Kein Wunder also, dass vor allem junge Menschen total überfordert sind und weder genau wissen, was auf sie zukommt, noch wie man darüber schambefreit kommuniziert. Ines Korths Graphic Novel DAS REGELWERK versucht, diese Scham zu nehmen. 

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Darum geht es in DAS REGELWERK

Ferienlager. Das klingt nach Abenteuer und Spaß. Die 9-jährige Emmi wünscht sich trotzdem weit weg. So viele fremde Kinder! Ein Glück ist ihre Betreuerin Malin meganett und teilt sogar Emmis Leidenschaft für Fantasy-Rollenspiele – bald ist sie Teil einer richtig coolen Truppe, vor der keine Drachenburg und kein Kühlschrank sicher sind. Der Sommer kann kommen!

Wäre da nicht dieser Vorfall, den sich keine Spielleiterin gruseliger hätte ausdenken können: Emmi bekommt zum ersten Mal ihre Tage. Und bei aller Freundschaft – das muss sie vor den anderen geheimhalten, so sehr schämt sie sich.

Ich würfle eine 19 auf Kommunikation

Die Geburt der Scham ist wirklich das dümmstmögliche Resultat der Zivilisation. Jungen Kindern ist noch alles so herrlich egal. Doch irgendwann kommt dieser Punkt der Selbstwahrnehmung, an dem die Meinung der Gesellschaft plötzlich eine Rolle spielt. Und dann redet einem die jeweilige Sozialisierung in vielen Fällen ein, dass Dinge, die vollkommen natürlich sind und die absolut jeder macht, irgendwie schambehaftet sind. Darüber reden wir nicht. Wir machen es nur.

Und diese ganze K*cksch**ße führt dazu, dass Kinder aufwachsen, die keine Ahnung haben, was auf sie zukommt. Blut ist etwas Gruseliges, meist mit Schmerz verbunden. Und plötzlich ist da Blut. Das kann nichts gutes heißen. Ich muss etwas falsch gemacht haben. Was werden die anderen denken? So geht es Emmi, als sie ihre Periode bekommt. Und das auch noch mitten im Ferienlager, wo sie sich sowieso schon als Außenseiterin fühlt. 

Emmis Vorteil: sie ist nicht in irgendeinem Ferienlager, sondern in einer fiktiven Utopie, in einem absoluten Wunschtraum gelandet. Die Betreuer:innen wirken wie der Fantasy-Rollenspiel-Wunschtrupp einer LGBTQI+POC-Zauberwelt. Kommunikation ist ihre Zauberkraft und der Würfel landet immer auf der richtigen Seite. 

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Heldenhaftes Wissen für Kinder (und Erwachsene)

Dass diese Utopie sich in vielen Fällen nicht auf die Realität übertragen lässt, wissen wir alle. Aber Ines Korth lädt trotzdem zum Träumen ein. Mit dieser realitätsnahen Fantasy wird dabei aber auch Wissen vermittelt. Wissen, was auch vielen Erwachsenen fehlt. Wenn ich daran, wie viele Erwachsene Menschen (nicht nur Männer!) allen Ernstes glauben, dass menstruierende Personen mit einem Tampon drin nicht pinkeln können….

Und da zeigt sich der universelle Zauber von DAS REGELWERK: denn wenn Eltern dieses Buch mit ihren Kindern lesen, dann haben alle etwas davon. Glaubt mir. 

Für diesen Critical Hit gibts klare 10 von 10 Punkten.

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DAS REGELWERK von Ines Korth erschien im Kibitz-Verlag und ist für 18 Euro überall da erhältlich, wo es was zum Schmökern gibt!

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