Lesetipp: Oh Cupid von Helena Baumeister

Die meisten Lovestories, die man in Medien vorgelebt bekommt, sind irgendwie doch immer noch so dieses klassische Bild: Sie trafen sich im Supermarkt. Oder vergleichbar realitätsferner Schmarrn. Dabei wissen wir alle, wo man sich heutzutage trifft: in Dating-Apps. Und von genau so einem Date handelt OH CUPID von der Künstlerin Helena Baumeister. 

 

Darum geht es in OH CUPID

In Zeiten der Pandemie sehnt sich Helena nach Begegnungen und Nähe und verabredet sich über eine Online-Dating-Plattform. Der vierte Mann, den sie auf diese Weise kennenlernt, hat in seinem Profil lediglich ein unspektakuläres Foto. Seinem Vorschlag einer gemeinsamen Radtour stimmt Helena dennoch zu.

Als die beiden sich treffen, sieht Helena in hellbraune Augen und wird nervös – er gefällt ihr. Momente der Anziehung und Irritation wechseln sich mit Missverständnissen ab. Was beide nicht ahnen: Zwei voyeuristische Amseln haben sich ihnen unbemerkt an die Fersen geheftet und amüsieren sich über das Geschehen. Zum zweiten Treffen kommt Helena mit dem Plan, an diesem Abend nicht mehr die Bahn nach Hause zu nehmen …

Relatable AF

Was ich eingangs sagte: diese klassischen Lovestories in Filmen, Serien oder Büchern – seid mal ehrlich: Wer hat sowas jemals erlebt? Einige wenige vielleicht. Aber die Norm ist heutzutage echt eine andere. Und auch wenn Smartphones und Chat-Kommunikation mittlerweile zunehmend in Medien stattfinden, Dating-Apps sind da noch eher die Seltenheit. Dabei können so viele Menschen sich damit irgendwie identifizieren. 

Und ebenso konnte auch ich mich mit Helena in ihrer autobiographischen Geschichte identifizieren. Diese awkwardness eines ersten Dates. Stupider Small Talk, heimlich-rattige Blicke, wo geht der Abend hin? Zu mir oder zu dir? Und oft gehen trotz Kommunikation die Erwartungshaltungen dennoch auseinander. Denn Kommunikation ist nur der Anfang (wenn auch ein wichtiger!) – Ehrlichkeit wäre ein wünschenswerter Bonus!

 

Mein Fazit

OH CUPID erzählt die gesamte Liebesgeschichte mit Date Nummer Vier. Von Anfang bis Ende. Die in sich geschlossene Geschichte liest sich schnell weg und bietet mit den vielen internen Gedankengängen viel Identifikationsfläche. Die Zeichnungen sind sehr skizzenhaft. Aber ich liebe es, dass heutzutage jeder Zeichenstil eine Plattform bekommt. Das ist für mich irgendwo der Unterschied zwischen Comic und Graphic Novel. Bei einem Comic kommt es stärker auf den Zeichenstil an. Die Graphic Novel will zuallererst eine Geschichte erzählen und illustriert diese.

Helena Baumeister verwendet dabei eine sehr expressive Bildsprache: Ob ihr beim Labern der Mund herausfällt, seine intensiven Blicke sich in ihr festbrennen oder sie sich bei der Entscheidung, ob sie mit zu ihm geht oder nicht buchstäblich verbiegt. Man sieht was in ihrem Kopf vor sich geht. Und das ist teils chaotisch. Und dieses Kopfchaos kennen wir doch alle, wenn wir irgendwie eigentlich gar keinen Plan haben, was wir hier tun.

Eine kurzweilige, nachvollziehbare Geschichte aus dem Leben. 8 von 10 Punkte

OH CUPID von Helena Baumeister erschien im Avant Verlag und ist für 18 Euro überall da erhältlich, wo es was zum Schmökern gibt!

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