Bereits Anfang September erschien die Graphic Novel YELLOWSTONE im Zwerchfell Verlag. Mit ihrem Debüt YELLOWSTONE ziehen der Autor Philipp Spreckels und Illustrator Dave Scheffel-Runte gleich mal sämtliche Register an der Genre-Orgel: Inspiriert von Adventure- und Endzeit-Geschichten schicken sie ihren Anti-Helden quer durch das vom Supervulkan gezeichnete Amerika und haben ihm Spannung, Action und eine gehörige Prise Humor ins Gepäck gesteckt. Und das Ganze ist nicht nur wegen der Klimathematik kontemporär. Auch im fiktiven Amerika steht eine Wahl an und die Medien versuchen eine unbequeme Wahrheit zu vertuschen.
Zum Inhalt von YELLOWSTONE
2032. Nachdem der Yellowstone-Supervulkan ausbricht, deportiert die Regierung alle Bürger an die Küsten. Die evakuierten Staaten werden an Konzerne verpachtet. Man nennt das Gebiet die Zone. 10 Jahre später. Noah, ein Ex-Mitglied der Nationalgarde, gelangt an geheime Informationen, welche die Existenz der Zone und der Konzernherrschaft gefährden. Das Schicksal der USA liegt in Noahs Händen. Wie wird er sich entscheiden?
Unterm Supervulkan brodelt eine Geschichte
Irgendwie gibt’s aktuell ja nur zwei Themen Horror (Halloween) und Horror (USA). Diese Graphic Novel zählt zu letzterem. Zwar ist der Inhalt eher zwischen Geheimdienst, Klimakrise und Polit-Thriller, doch die Situation weist durch parallelen zu unserer Realität auf. Der einzige Vulkan der hier mehr oder minder ausbrach, war zwar der auf dem Dino-Vulkan-Geburtstagskuchen, welchen ich letzte Woche versucht habe zu inszenieren. Doch steht es auch in der Realität um unsere Umwelt nicht so toll. Eine Umweltkatastrophe vergleichbaren Ausmaßes ist also nicht zu weit daher geholt.
Was diese mit sich führte ebenso wenig. Aus der Not der Menschen, Massenevakuierung, Umlagerung und Co. haben die Konzerne ein Geschäft gemacht. Eine schöne neue Welt der Vortäuschung. Wir wollen ja nur euer Bestes. Wir profitieren zwar davon, dass es der Umwelt schlecht geht, aber hey, wir sind auf eurer Seite.
Das ist jetzt nichts anderes als Unternehmen unserer Realität die einerseits den Regenwald ab roden, andererseits mit mauen Versprechen wie gesenktem Co2 Austoß vorheucheln der Umwelt etwas Gutes zu wollen.
Und dann ist da noch diese Wahl, die unheilvoll über allem steht. Diese geheimen Informationen auf einem digitalen Medium, welche die Wahl direkt beeinflussen könnten. Sounds familiar? NSA-Enthüllungen und Co. lassen grüßen. Oder auch Clintons E-Mail Skandal, welcher 2016 die Wahl so zu kippen wusste, dass es sogar ein Orange mit fusseligem Schimmelbefall in die Präsidentschaft schaffte (schalten Sie morgen wieder ein, wenn es hierzu auf SKY THE COMEY RULE zu sehen gibt!)
Eine zerrissene Gesellschaft, Unruhen, erste Anzeichen eines Polizeistaates und eine Mauer quer durch Nordamerika – ich weiß, dass man den Comic heute kaum lesen kann, ohne an Trumps Präsidentschaft zu denken. Aber Trump hat die Bühne erst betreten, als die wesentlichen Entscheidungen für den Comic schon getroffen waren. Ich denke, dass mich in der Anfangsphase die NSA-Enthüllungen durch Edward Snowden aber auch die sogenannte Flüchtlingskrise in Europa 2015/2016 stärker beeinflusst haben. Ganz Trump-frei wird Yellowstone aber nicht sein. Schließlich haben wir bis Juni 2020 an dem Buch gefeilt.
So Philipp Spreckels offizielle Aussage zur politischen Dimension des Comic.
Meine Meinung
Der Comic arbeitet mit großen flächigen Farben. Oft wirken diese wie ein Textmarker und lenken den Fokus einer Seite gezielt aufs Wesentliche. Der Zeichenstil ist nicht sehr detailliert oder übermäßig realistisch. Man konzentriert sich aufs wesentliche. Das Erzähltempo könnte hier und da etwas angezogen werden, aber vielleicht ist die Entscheidung, nicht zu viel Handlung in die 144 Seiten zu pressen auch beabsichtigt. Man erkennt in YELLOWSTONE zwar klar, dass wir hier in einer dystopischen Zukunft sind, trotzdem wirkt nichts fremd. Da sind keine krassen Zukunfts-Features, alles könnte genauso gut übermorgen stattfinden.
Das sowie die Aktualität des Ganzen holen den Leser ziemlich gut ab und laden zum Hinterfragen unserer Realität ein. Stellt euch mal vor so ein Vulkan bricht unter Trump aus. Dann sähe die Realität noch viel schlimmer aus als alles was Spreckels und Scheffel-Runte sich jemals ausmalen könnten. Ich wurde gut unterhalten und vergebe dafür 9 von 10 Punkten.
Schaut auch in unsere anderen aktuellen Medien-Tipps, insbesondere mit Fokus auf die anstehende US-Wahl rein!
Bildrechte: © Philipp Spreckels und Dave Scheffel-Runte / Zwerchfell Verlag