Filmkritik: STAR WARS – DER AUFSTIEG SKYWALKERS

Von Gregor Wildermann

Sehnsüchtig warten Millionen Fans auf das letzte Kapitel der Star Wars Saga, die 42 Jahre nach dem ersten Film nun ihren Höhepunkt erreicht. J.J. Abrams, der 2015 mit Star Wars: Das Erwachen der Macht den erfolgreichen Grundstein für die letzte Trilogie legte, wird die legendäre Saga im Dezember mit STAR WARS – DER AUFSTIEG SKYWALKERS zu einem Ende führen.

Hier könnt Ihr einen Blick in den Trailer werfen

Die Star Wars Geburtstagsparty

Kennt Ihr das Gefühl nach einer Geburtstagsparty, auf der wesentlich mehr Gäste als gedacht waren und man dann am Ende aus reinem Zeitmangel kaum ein längeres Gespräch führen konnte? Oder am nächsten Tag sogar nicht mehr genau weiß, wer was genau erzählt hat? Ähnlich erging es mir am Tag nach STAR WARS – DER AUFSTIEG SKYWALKERS, dem letzten Teil der Star Wars-Saga, bei der J.J. Abrams etwas ungeplant noch mal im Regiesessel saß.

Doch schon die Anmerkung lässt erahnen, dass es bei allen Gesprächen um diesen und alle vorherigen Filme um weitaus mehr als nur Filmkritik geht. Selbst Star Wars-Spielzeug wird bei seiner Veröffentlichung mittlerweile so besprochen, als gehe es um das Thesenpapier eines Nobelpreisträgers. In einem aktuellen Interview äußerte Abrams sogar die die Vermutung, nicht mal George Lucas selbst habe noch das letzte Wort, wenn es um die Deutungshoheit innerhalb des Universums geht, das er als Journal Of the Whills – The Adventures of Luke Starkiller Mitte der Siebziger Jahre als Drehbuch erschaffen hat und heute von der Zahnbürste bis zum Themenpark ein Multimillionen-Dollar-Imperium im Besitz von Disney geworden ist.

Ein rastloser Blockbuster

Wenn man Popkultur und Historie außen vor lässt, muss sich aber auch die neunte Episode innerhalb der Saga den Kriterien stellen, nach denen sich jeder Film im Kino messen lassen muss. Und eines kann man mit Sicherheit dann über die 142 Minuten ohne jeden Geheimnisverrat sagen: Es passiert sehr viel und das sehr schnell, wobei es erscheint, als würde dies für jeden modernen Blockbuster gelten. Rast- und Planlosigkeit durchzieht DER AUFSTIEG SKYWALKERS leider jedoch über weite Strecken, so dass man noch im Kino gedanklich aufgibt, all die aufkommenden Fragen um eine Antwort zu bemühen.

  • Wer sind nun wirklich die Eltern von Rey?
  • Was ist der Plan des Imperators und wer ist ein vermeintlicher Spion beim Imperium?
  • Und wie wird es dieses Mal den Rebellen gelingen, am Ende doch noch zu siegen?

Noch ehe eine vermeintliche Antwort im Raum steht, stellen sich zwei neue Fragen, die einen fast aufstehen lassen, um die Pausentaste am Projektor zu drücken. Irgendwann ist selbst nicht mehr klar, wer noch lebt oder schon gestorben ist.

Diese diplomatisch formuliert sehr turbulente Mischung mag man J.J. Abrams nicht mal übel nehmen – im Gegenteil, er war dafür der vielleicht beste Regisseur, den man finden konnte. Abseits von der komplizierten Aufgabe durch den Tod von Carrie Fisher (Prinzessin Leia Organa) musste Abrams zwei Aufgaben gleichzeitig lösen: Einerseits die Entwicklungen der vorherigen acht Filme beachten und auf der anderen Seite für diesen Film eine eigene Rezeptur finden, die einen würdigen Abschluss ausmacht.

Er rettet sich bei der Filmstruktur mit dem klassischen Filmmittel eines McGuffin, das ein Objekt oder Idee beschreibt, die einen oder mehrere Protagonisten in der Handlung fortlaufend vorantreibt. Doch selbst dabei kommen nicht nur ein längst verschollen geglaubter Dolch der Jedi zum Einsatz, sondern auch noch drei handgroße Kristallpyramiden, die wie ein Navigationsgerät funktionieren sollen. Innerhalb der Jagd durch Zeit und Ort erscheint jede Art von Reflexion oder Hintergrund unnötig. Es wirkt fast verwunderlich, als Poe Dameron (Oscar Isaac) auf eine alte Mitstreiterin Zorii Biss (Keri Russel) tritt und Sie für eine gefühlte Minute über ihre Vergangenheit reden, ja dabei sogar so etwas wie eine menschliche Tiefe aufkommt.

Fazit

Den schauspielerischen Fähigkeiten von Daisy Ridley und Adam Driver ist es auch zu verdanken, das ihr Konflikt durchgehend spannend bleibt, selbst wenn die Auflösung dann etwas bemüht wirkt. Zu ungeahnter Größe (im wahrsten Sinne des Wortes) kann Joonas Suotamo seine Darstellung des Chewbacca ausarbeiten – von ihm stammt die vielleicht emotionalste Reaktion im ganzen Film.

Einer der Momente, für die STAR WARS weltberühmt wurde und Charaktere schuf, denen man diese Tiefe eigentlich nie zugetraut hätte. Selbst vermeintlich leblose Raumschiffe wie der Millennium Falcon oder die Tantive IV schafften es, so zu eigenen Charakteren zu werden.

Und die TV-Serie „The Mandalorian“ beweist mit nahezu jeder Folge, das dieses Rezept auch mit ganz anderen Darstellern, Aliens und Droiden möglich ist. Es gibt also keinen Grund, beim letzten Kinofilm mit Bauchschmerzen auf 40 Jahre Filmgeschichte zu schauen. Es wird auch weiterhin Geburtstagspartys geben, bei denen man sich hinterher nicht mehr an alle Zusammenhänge erinnert. Hauptsache man bleibt gespannt darauf, das Geschichten weiter erzählt werden.

Daher 5/10 Punkten

Deutscher Kinostart: Mittwoch, 18. Dezember 2019 Im Verleih von Walt Disney Studios Motion Pictures Germany auch in Disney Digital 3D™

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