Berlinale – Tag 8: Bin mich immer noch, vier Tage später, am Sammeln, um hoffentlich mein Hirn irgendwann so sortiert zu kriegen, dass ich wieder in der Lage bin, klar zu denken! Tom Hiddleston in Berlin, im gleichen Raum, zwei Meter weg von mir, OH MEIN GOTT !
Aber der Reihe nach.
Große Vorfreude auf “The Night Manager” – und das schon seit Wochen.
Die sechsteilige BBC Miniserie nach dem Großmeister des Spionage Romans, John Le Carré feierte Weltpremiere auf der Berlinale. Gezeigt wurden die ersten beiden Folgen.
Kurz vorab: Die Serie ist klasse! Perfektes Hochglanz-Entertainment trotz Cliches und Stereotypen.
Fühlte sich insgesamt eher nach großem Kino, anstatt nach TV-Serie an. Der gesamte Look ist glamourös, die Locations beeindruckend und die exquisite Auswahl an Darstellern perfekt. Allen voran, Hugh Laurie (u.a. A Bit of Fry & Laurie, House), Tom Hollander (u.a. Pirates of the Carribeans, Rev), Olivia Colman (u.a. Broadchurch, The Iron Lady) und Hauptdarsteller Tom Hiddleston (u.a. Thor, Avengers, Only Lovers left Alive, Coriolanus). Spannung von der ersten bis zur letzten Sekunde, alles in allem, für mich so was wie der bessere Bond. Nach meinem Geschmack hätte der aktuelle Bond genau so ausschauen dürfen.
Einziger Wermutstropfen: Die Frauenfiguren.
Mal abgesehen von Olivia Colmans Charakter, der tough, selbstständig, mutig, schrullig, witzig und schlagfertig ist, sind bisher, alle anderen weiblichen Charaktere leider alles reine Stereotypen.
Die schöne aber mittelose Frau, die von unserem charismatischen Helden vor ihrem reichen aber brutalen Freund gerettet werden muss, die Dorfschönheit, die sich in den motorradfahrenden, mysteriösen Fremden verliebt, die Trophäen-Ehefrau, die den neuen, jungen Mitarbeiter Ihrem Mannes vorzieht, zu viele Klischés, Gäääähn, alles schon hundertfach gesehen. Das hat mich dann doch geärgert, vor allem bei einer weibliche Regisseurin. Wir leben ja nun nicht mehr im Mittelalter! Schade – vertane Chance.
Aber, ich kann trotz des Minuspunktes, was die Frauenrollen angeht, die restlichen vier Teile kaum erwarten. Und wenn Hiddleston nicht demnächst als neuer Bond aufläuft, wer dann?
Soweit das Review, kommen wir jetzt zu dem Teil, der mir seit drei Tagen schlaflose Nächte beschwert: Die Anwesenheit von Herrn Hiddleston.
Fangirl-Modus an…
Da seine Teilnahme tatsächlich erst am Tag der Vorstellung bestätigt wurde, hatten wir im Publikum nicht den Hauch einer Ahnung und waren komplett unvorbereitet, auf das, was da kommen sollte. Unsere Plätze waren in der zweiten Reihe, vor uns hatte sich gerade die Presse in Stellung gebracht, als ich einen Kameramann direkt vor mir sagen höre: “Hiddleston ist auch da, der bleibt fürs Screening und anschließend machen die hier im Saal noch ein Q & A”. In dem Moment dachte ich, mir bleibt das Herz stehen. Ich zu meinen Sitznachbarn: “Mädels, habt Ihr das mitbekommen, Hiddleston ist da.”
Innerhalb von Sekunden verbreitete sich die Nachricht, nervöse Unruhe gepaart mit ungläubigem Staunen machten sich breit. Die Herrschaften, Mutter und Tochter, die direkt neben uns saßen, übrigens große Hugh Laurie Fans, waren extra aus Finnland angereist, meinten: “Oh my god, unbelievable, HIddles is here too ?! And we are going to get a Q & A on top ?! Girls, they will be standing directly in front of us …right on that stage…!“
In dem Moment ging eine Seitentür auf und die Hauptdarsteller, nebst John Le Carré, Produzenten und Regisseurin kamen in den Saal, nahmen ihre Plätze ein und das Screening begann. Das Gefühl zu wissen, ach du heilige Scheiße, er sitzt, keine 8 Meter hinter dir, mitten im Publikum, zudem, sein alter Ego, direkt vor uns auf der Leinwand in Großaufnahme… zu viel. Ein Gefühl, wie mit 16, wenn der große Schwarm, der von deiner Schwärmerei nichts weiß, ganz plötzlich in deiner Nähe ist und dein Benehmen beginnt, minütlich zwischen Hysterie, Sprachlosigkeit und Apathie hin und her zu wechseln.
Direkt nach dem Screening begann das Q & A.
Heilige Mutter der fliegenden Affen, da standen sie alle, keine zwei Meter von uns weg, direkt vor uns auf der Bühne.
Das Publikum durfte nach einer kurzen Einleitung durch den Moderator Fragen stellen. Leider waren auch einige leicht, äh gestörte darunter, creepy und deplatziert, die so gar nichts mit “The Night Manager” zu tun hatten. Aber auch das löste Tom in seiner gewohnt charmanten Art, indem er die Fragenden bat, sich ihre Fragen für einen anderen Zeitpunkt aufzuheben.
Running Gag inzwischen bei fast jeder Pressekonferenz mit Hiddleston-Teilnahme, die Fragen gehen fast ausschließlich an ihn. So auch diesmal.
Irgendwann schmiß Hugh Laurie grinsend sein Mikro hin und meinte: “Na dann können wir ja alle gehen”. Von da an wurde erst richtig spaßig, als der Moderator fragte, was Tom dazu bewogen hätte, diese Rolle anzunehmen und er antwortete: “Das Drehbuch”. Worauf Laurie meinte: “Ich habe mich übrigens auch auf die Rolle beworben, ich wollte die seit Jahren spielen !“. Hiddleston zuckte kurz mit den Schultern, grinste ironisch, ohne jegliches Bedauern und sagte: “Sorry mate”. Und schon waren wir mittendrin in einem kleinen verbalen Schlagabtausch, der uns im Publikum aus dem Lachen gar nicht mehr rausbrachte. Laurie ist ein ganz wunderbarer Quatschmacher und mit dem ebenso gut aufgelegten Hiddleston an seiner Seite, ein Dream-Team.
Nach ca. 30 Minuten war alles vorbei und ich, Schweiß gebadet, vollkommen neben mir, aber glücklich.
FAZIT: Was für ein Abend ! 9/10
Fotos: (c) Beate Geibel