von Beate und Mel
Darum geht’s in NOMADLAND
„Das letzte Stückchen Freiheit in Amerika ist ein Parkplatz“ schreibt Jessica Bruder, die Autorin im Vorwort ihrer brillanten Buchvorlage, die jetzt mit der zweifachen Oscar®-Preisträgerin Frances McDormand und David Strathairn fulminant für die große Leinwand verfilmt wurde. NOMADLAND erzählt die Geschichte von Fern (Frances McDormand), die wie viele in den USA nach der großen Rezession 2008 alles verloren hat.
Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch einer Industriestadt im ländlichen Nevada packt Fern ihre Sachen und bricht in ihrem Van auf, ein Leben außerhalb der konventionellen Regeln als moderne Nomadin zu erkunden. Der Film zeigt auch die echten Nomaden Linda May, Swankie und Bob Wells als Ferns Mentoren auf ihrer Erkundung der weiten Landschaften des amerikanischen Westens.
Hier könnt Ihr einen Blick in den Trailer werfen
Beates Filmreview
Die Basis für NOMADLAND bildet das 2017 erschienene, gleichnamige Buch von Jessica Bruder.
Es beleuchtet die Situation der neuen „Saisonarbeiter“ in den USA. Ausgelöst durch den finanziellen Kollaps im Jahre 2008 verloren etliche ihre Häuser. Plötzlich waren Menschen im Vorrenten-Alter gezwungen, als Nomaden durch die Lande zu ziehen und jede Art von Arbeit anzunehmen.
Diese Prämisse greift der Film mit hoher Sensibilität auf, indem er neben professionellen Schauspielern auch echte Nomaden (u.a. Bob Wells) einbindet – und ihnen Raum und eine Stimme gibt.
Es ist ein feiner, gefühlvoller Film über Selbstbestimmtheit, Einfallsreichtum und Menschlichkeit im Angesicht der Folgen des Zusammenbruchs der Finanz-Systeme, Konsum und Kapitalismus.
Er erlaubt einen Einblick in die amerikanische Seele, das Urvertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit, in eine Gemeinschaft, ohne dabei je den Finger zu erheben, denn er zeichnet nur ein Bild und überlässt dann dem Zuschauer die Einordnung.
Die wirtschaftlichen Kräfte, die all das verursacht haben, werden hier nur portraitiert, aber nicht angeklagt. Genau das ist die wahre Größe dieses über alle Maßen intelligenten und empathischen Filmes.
Wer also mit dem bedächtigen Aufbau der Erzählstruktur klarkommt, sich für gesellschaftliche Veränderungen interessiert, nachdenken mag und eine Landschaftsbezogene Bildsprache zu schätzen weiß, ist hier bei diesem Film genau richtig.
Fazit: 10 von 10 Goldblums
Mels Kurzkritik in 5 Worten
Das war Positiv: Tiefe
Das war Negativ: (wenn überhaupt) Langsamkeit
Mein Highlight: Bildgewaltigkeit
Das geht besser: Erzählfluss
Für wen: Anspruchsvolle
Fazit: 9 von 10 Punkten
Regie, Drehbuch und Schnitt: Chloé Zhao
nach dem Buch von Jessica Bruder
mit: Frances McDormand, David Strathairn, Linda May,
Swankie und Bob Wells
Deutscher Kinostart: 1. Juli 2021
im Verleih von Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Chloé Zhaos berührendes Meisterwerk wurde bei der 93. Preisverleihung der Academy Awards mit dem Oscar® für den besten Film ausgezeichnet. Frances McDormand gewann den Oscar® für die beste Hauptdarstellerin und Chloé Zhao für die beste Regie. Der Gewinner des Goldenen Löwen in Venedig und des People’s Choice Award in Toronto galt als der Favorit der Award-Season und wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. NOMADLAND gewann u.a. bei der Verleihung der Golden Globes in den Kategorien bester Film Drama und beste Regie und wurde mit vier BAFTAS – bester Film, beste Hauptdarstellerin, beste Regie und beste Kamera – ausgezeichnet. Bei den Critics‘ Choice Awards wurde NOMADLAND in den Kategorien bester Film, beste Regie, bestes adaptiertes Drehbuch und beste Kamera geehrt. Von der National Society of Film Critics wurde NOMADLAND als bester Film des Jahres gekürt.