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BECOMING GIULIA: der Spagat zwischen Mutter & Primaballerina

Darum geht es in BECOMING GIULIA…

BECOMING GIULIA erzählt von Giulia Tonelli, erste Solotänzerin am Opernhaus Zürich. Sie kehrt elf Monate nach der Geburt ihres Sohnes aus dem Mutterschaftsurlaub zurück – in den Arbeitsalltag einer professionellen Ballett-Tänzerin.

Rücksicht auf Mütter wird kaum genommen, zwischen Proben und Vorführung ist die Zeit knapp. Doch Giulia will nicht nur den Spagat zwischen Mutter und erstklassiger Ballerina schaffen, sondern auch ihre künstlerische Identität entfalten und anspruchsvollere Rollen im Ballett übernehmen.

Bei den Proben, vor und während der Aufführungen und Zuhause am Küchentisch, dreht sich die Kamera mit ihr, beim Finden einer Balance zwischen den anspruchsvollen Welten einer Elite-Ballettkompanie und ihrem neuen Familienleben.

Hier könnt Ihr einen Blick auf den Trailer werfen…

So hat mir der Film gefallen…

Spitzensportlerin und Mutter zu sein, heißt: zu zeigen, dass man durchhalten kann. Für sein Kind vollkommen da zu sein und zugleich das sportliche Level zu halten, als hätte es die Schwangerschaft nie gegeben. Erschöpfung darf nicht gezeigt werden, denn die Messlatte ist hoch und die Konkurrenz groß. Mütter müssen nach der Schwangerschaft erst einmal beweisen, dass sie den Ansprüchen noch genügen.

Was willst du noch mehr?

So ergeht es Giulia, eine Primaballerina in Zürich. Während einige ihren Sport an den Nagel hängen, weil der Leistungsdruck so hoch ist, will sie beweisen, dass es doch geht. Es ist hart. Der Beckenboden ist nicht in Form, die Sprünge tun weh und das Kind will nicht einschlafen.

Um nicht als schwach zu wirken, nimmt sie jeden Auftrag an, der ihr angeboten wird. Sie tanzt für drei Stücke gleichzeitig und hechtet von einer Probe zur nächsten. Zeitgleich möchte sie sich beruflich weiterentwickeln und anspruchsvollere Rollen annehmen. Auch das wird in ihrem Umfeld abgewunken mit den Worten „Was willst du noch mehr?“.

Ein Kind zu haben und sich beruflich weiterentwickeln, das ist ein gesellschaftliches Privileg, das Frauen oftmals verwehrt bleibt.

Aber Giulia beweist es. Sie ist nicht „nur“ eine Mutter, die Ballett tanzt, sondern eine Mutter und eine Primaballerina. Denn wie sie am Anfang des Filmes sagt, die Bühne und das Ballett gehören zu ihrer Identität. Und das bewahrt sie sich.

Mutter sein im Ballett

Das Problem, das in BECOMING GIULIA aufgegriffen wird, betrifft viele Frauen, ob im Spitzensport oder nicht. Doch leider bleibt die Kritik sehr an der Oberfläche. Auch durch den Stil der Dokumentation geht vieles an einem vorbei. Der Schnitt wirkt sehr gehetzt und wirr. Man wird von einer Szenerie in die andere geschleudert und muss sich erst mal orientieren, wo man sich im Moment befindet.

Die Situationen stehen viel zu kurz. Hat man sich emotional angenähert, ist man schon im Proberaum. Die eher unruhige Kameraführung tut ihr Übriges. Zeitliche Einordnungen fehlen gänzlich. Am Anfang des Films ist ihr Sohn Jacopo einige Monate alt, im mittleren Teil schon laufend im Kleinkindalter. Mit wenigen Interviews wird nicht Erklärtes hinzugefügt und versucht, eine emotionale Brücke zu der begleitenden Kamera ziehen. Gelungen ist das eher weniger. Giulia wirkt während den Interviews eher abgeklärt.

Fazit

Trotz des unglaublich spannenden Themas konnte ich mich wenig in BECOMING GIULIA hinein fühlen. Auch die Kritik ist eher oberflächlich und verschwindet schnell wie der Schnitt. Ich hätte mir viel mehr Tiefgang gewünscht. Mehr Authentizität. Natürlich ist es ein Kraftakt, als Mutter das Leben einer Profisportlerin weiterzuführen. Aber die Dokumentation sowie Giulia wahren den Schein. Und große Herausforderungen bleiben aus. Mich hat es leider nicht gepackt.

Ich gebe deshalb: 2 vom 10 Punkten!

Ab 18. Juli ist der Dokumentarfilm BECOMING GIULIA als Stream im W-FILM Online Shop und im Handel erhältlich!

Bildrechte: © W-FILM

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