Von Beate Geibel und Melanie Pozo Alcocer
Kurzinhalt
England, 1982: Die 20-jährige Nina (Faye Marsay) zieht von der Kleinstadt Leicester City nach London in das Künstlerviertel Camden, um sich fortan als Nanny um Joe und Max zu kümmern, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter George (Helena Bonham Carter), leben. In dieser Bohemian-Welt der Schriftsteller und Intellektuellen, in der Ölgemälde an den Wänden hängen, Dielenböden knarzen und Nachbarn distinguiert sind, wirkt die ebenso naive wie altkluge Nina wie ein Wesen aus einer entfernten Galaxie. Alles, was Schulabbrecherin Nina vorzuweisen hat, ist ihr aufrichtiger und geradliniger Charakter, der sie sicher durch dieses unbekannte Künstler-Universum lotst. Und dank ihrer liebenswerten Art meistert sie jede noch so heikle Situation …
Love, Nina ist die Verfilmung von Nina Stibbes autobiographischem Roman, für dessen Drehbuch Bestseller-Autor Nick Hornby („About A Boy“, „High Fidelity“) verantwortlich zeichnet. Dabei entstanden ist ein ebenso warmherziges wie lebensbejahendes Dramedy, das Freundschaft und Familie zelebriert – mit allem was dazu gehört!
Fazit Beate
Basierend auf Nina Stubbes autobiografischem Bestseller aus den 80ern, fürs TV perfekt umgesetzt von Nick Hornby, bietet diese 5-teilige Miniserie einen klitzekleinen Einblick in die Londoner Literaturszene der 80er Jahre. Im Zentrum der Geschichte steht die Protagonistin Nina, gespielt von Faye Marsay, als Kindermädchen angeheuert von Familienoberhaupt George, um als Kindermädchen für die beiden cleveren Sprößlinge Joe & Max zu fungieren.
Das Einstellungsgespräch alleine, geführt von den Kids, ist schon die erste Episode wert, dreht es sich dabei nämlich um so wichtige Fragen, wie „Bist Du eine Jungfrau?“, “Was ist Deine Lieblingseissorte?“, oder ganz heikel, “Welchen Fußballverein supportest Du?”. Als Nina, kein großer Fußball Fan, etwas perplex den Namen ihres Heimatclubs, Leicester City, nennt, ist für die Kinder das Gespräch gelaufen.
Die Kinder sind das ganz Besondere an dieser Serie, ihre Gespräche ähneln denen eines Erwachsenen, sie sind, frech, direkt, klug und herrlich exzentrisch. Das Gleiche trifft auf ihre Mutter, gespielt von der wundervollen Helena Bonham Carter, zu, die mit ihrer lakonischen, eher wortkargeren Art den Counterpart zur redefreudigen Nina bildet, die übrigens der Familie in all ihren Sonderbarkeiten in nichts nachsteht, weigert sie sich doch standhaft, Schuhe anzuziehen und ist fast ausschließlich barfuß unterwegs. Ich liebe diesen wunderbaren, bittersüßen Humor, den nur die Engländer können, diese charmanten, liebevollen Figuren, ähnlich wie bei den Durells, eine weitere britische Lieblingsserie aus dem Jahre 2016.
Fazit: Diese Mischung aus Schlagfertigkeit, Geist, Skurilität und Ernsthaftigkeit ist bezaubernd, warm und auf eine herrlich schrullige Art unterhaltsam. 10 von 10 Punkten
Fazit Melanie
Zugegeben: Wenn Bestsellerautor Nick Hornby („About a Boy“, „Long Way Down“) sein Debüt als Drehbuchautor einer TV-Serie gibt, kann in meiner Welt eigentlich nur was Gutes dabei rum kommen! Ein ewig barfüßiges Mädchen aus einer niedrigeren sozialen Klasse, die sich in einem Londoner Intellektuellenhaushalt als Nanny um zwei Jungs kümmern soll. Dabei wird oft klar: hier herrscht verkehrte Welt, denn die Kinder wirken wie Erwachsene und die Erwachsene benehmen sich wie Kinder. Herrlich!
In vorzüglicher Nick Hornby Manier kann man „Love, Nina“ in etwa so zusammenfassen: Treffsichere Dialoge, wunderbar trockener und subtiler englischer Humor! Die Miniserie glänzt durch eine perfekt-gecastete Besetzung. Allen voran Faye Marsay, die so manch Serien-Fan aus „Game of Thrones“ in Erinnerung sein dürfte. Wunderbar auch Helena Bonham Carter, die als trockene Alleinerziehende Mutter George für mehr als nur einen Lacher sorgt.
Fazit: Eine ganz tolle britische Serie, die voller Herz, Charme und Kreativität und etwas Skurriliät ist. Ein bisschen muss man sich auf die Serie schon einlassen. Daher: 9 von 10 Punkten