Von Beate Geibel und Ricarda Eichler
Handlung von COUNTERPART
Beate sagt…
J.K. Simmons, u.a. bekannt aus dem Kino-Film Whiplash, für den er 2014 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, spielt in Counterpart einen Wanderer zwischen den Welten. Sein Wanderer hat zudem zwei Gesichter, die gegensätzlicher nicht sein könnten, sich dann aber im Verlauf der ersten Staffel immer mehr annähern. Klingt nach klassischem Sci Fi, ist aber eine Art Hybrid mit den Komponenten Spionage, Thriller, Drama, SciFi mit nem Schuss Philip K. Dick.
Die Geschichte der nebeneinander liegenden Welten, die einander so unglaublich nah und doch so fremd sind, entspinnt sich langsam und behutsam. Wer also auf rasante Action im Sekundentakt hofft, ist hier komplett fehl am Platz. Für die Serie braucht es seitens des Zuschauers Geduld und den Entschluss sich einzulassen auf die bedächtige Art mit der die Geschichte erzählt wird. Wer die Zeit investiert, wird belohnt, denn Folge auf Folge wird der Spannungsbogen dichter, das Geheimnis Stück für Stück gelüftet, etliche Cliffhanger inklusive.
Die Serie spielt in Berlin auf dem Gelände des Tempelhofer Flughafens und der stellt die perfekte Kulisse für diesen düsteren Thriller dar. Für mich, in einem sowieso schon exzellenten Serien Neustart-Jahr, eine der besten neuen Serien, die bereits um eine zweite Staffel verlängert wurde.
Für Freunde von Mindhunter, Stranger Things, Homeland, Berlin Station.
Fazit: 10/10 Goldblums
Ricarda sagt: Kalter Kaffee Krieg neu aufgebrüht?
Seien wir mal ehrlich, deutsches Fernsehen ist jetzt nicht unbedingt der internationale Erfolgsschlager. Dennoch ergaben sich in den letzten Jahren einige unerwartete Hits – Babylon Berlin, Deutschland 83, 4 Blocks, Berlin Tag und Nacht (Eins ist nicht wie die anderen – wer’s in den Kommentaren errät erhält mein Like! 😉 ). Ein Motiv, dass sich dabei wiederholt und unter Umständen für den Erfolg mitverantwortlich zeichnet, ist das Setting Berlin. Das ist international bekannt und erzeugt somit einen Bezug. Genau wie ein anderes Motiv das in Serie und Film immer zieht: Ost Vs. West.
Counterpart zieht die Zuschauer zunächst mit der Prämisse, es sei eine Sci-Fi Serie. Doch eigentlich sehen wir in erster Linie eine Spionage-Serie. Die Parallelwelt in die Howald Silk eintaucht, entstand auf Grund ominöser Experimente während des kalten Krieges und ist somit auf absurde Weise eine Fortführung dessen Konfliktes. Wo der Ost/West Konflikt vermeintlich endete, begann der hier/dort Konflikt. Die Mauer ist jetzt das dunkle Kellergewölbe, das hinüber führt.
Die tatsächlichen Sci-Fi Elemente der Serie halten sich dabei sehr in Grenzen. Es gibt keine futuristischen Portale und die andere Seite wirkt im Wesentlichen nicht anders als unsere Realität. Dennoch ist das Mysterium da: was bitte für ein Experiment fand da statt? Und was hat es mit der Krankheit auf sich, die auf der anderen Seite ein einschneidendes historisches Geschehnis darstellte?
Das wirklich interessante an der Serie ist aber auch die Tatsache, dass die Welt-Spaltung erst 1987 erfolgte. Wir erleben hier also Charaktere, die zu diesem Zeitpunkt bereits eine „gemeinsame“ Jugend hatten. Dennoch ist „unser“ Howard ein gänzlich anderer, als der von „drüben“. Das spielt auf interessante Weise in die nature Vs. nurture Debatte hinein. Ist der kleine Angestellte mit den langweiligen Alltagsmarotten also nicht als solcher geboren? Machten ihn seine Umgebung und seine Entscheidungen zu dem was er nun ist – oder auch nicht?
Die Serie Counterpart wurde direkt auf zwei Staffeln bestellt, und ich für meinen Teil bin auf die zweite durchaus gespannt! Trotz etwas langsamen Tempos und anfangs unklarer Richtung fühle ich mich hinreichend angefixt. Allein schon wegen der großartigen schauspielerischen Leistung insbesondere von Simmons.
Fazit: Dafür 8 von 10 Punkten!