Von Beate Geibel und Melly Ulrich
Kurzinhalt
Lee Chandler (Casey Affleck) ist ein schweigsamer Einzelgänger, der als Handwerker eines Wohnblocks in Boston arbeitet. An einem feuchtkalten Wintertag erhält er einen Anruf, der sein Leben auf einen Schlag verändert. Das Herz seines Bruders Joe (Kyle Chandler) steht still. Nun soll Lee die Verantwortung für seinen 16-jährigen Neffen Patrick übernehmen. Äußerst widerwillig kehrt er in seine Heimat, die Hafenstadt Manchester-by-the-Sea, zurück. Doch ist Lee dieser Situation und der neuen Herausforderung gewachsen? Kann die Begegnung mit seiner (Ex-)Frau Randi (Michelle Williams), mit der er einst ein chaotisches, aber glückliches Leben führte, die alten Wunden der Vergangenheit heilen?
Kenneth Lonergan erzählt in ruhigen und starken Bildern mit einem herausragenden Casey Affleck (Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford, Gone Baby Gone) in der Rolle des Lee Chandler wie es ist, wenn normalen Menschen schier Unfassbares passiert.
Ebenfalls erstklassig ist das Ensemble, das Affleck umgibt. Lucas Hedges (The Zero Theorem, Grand Budapest Hotel) verkörpert einen rundum glaubhaften Teenager, auch Kyle Chandler (Carol) und Gretchen Mol (Boardwalk Empire) erfüllen ihre Rollen mit Leben; Michelle Williams (MyWeekwith Marilyn, Blue Valentine) brilliert als Lees (Ex-)Frau mit einer beispiellosen schauspielerischen Wucht. Zutiefst berührend und gleichzeitig aufwühlend – Manchester by the Sea ist die Geschichte eines Mannes, der sich nicht nur mit neuer Verantwortung, sondern auch der Vergangenheit konfrontiert sieht.
Der Film wurde von Chris Moore und Matt Damon produziert und wurde Anfang des Jahres auf dem Sundance Film Festival uraufgeführt. Der feinfühlige Film, das kluge Drehbuch und der herausragende Cast bekommen weiterhin ausgezeichnete Reaktionen.
Was Beate sagt…
Verlust ist ein universelles Gefühl – die daraus resultierende Trauer hingegen für jeden Menschen einzigartig und nicht vorhersehbar, denn die Seele hat nun mal keinen automatischen Reaktionsmodus auf ein traumatisches Ereignis.
„Manchester by the Sea“ versteht das in einer solch fundamentalen Art und Weise, dass es einem an manchen Stellen die Tränen in die Augen und die Worte aus dem Hirn treibt, so gefangen ist man.
Getragen von subtilen, eleganten Bildern baut der Film in jeder Sekunde eine emotionale Verbindung zu seinem Publikum auf, weil er echte Emotionen einfängt, die so roh und direkt sind, dass es im Herzen weh tut.
Zudem ist Casey Afflecks schauspielerische Leistung phänomenal, das gesamte Ensemble herausragend! Einer von zwei MUST SEE MOVIES der vergangen zwölf Monate! Um genau zu sein: Einer der besten Filme der letzten 5 Jahre – genau wie „American Honey„!
Fazit: Ein überwältigender Triumph! 10/10 Punkten
PS: Wenn dieser Film nicht Minimum 4 Oscars für bester männlicher Hauptdarsteller (Affleck), beste weibliche Nebenrolle (Williams), bestes Drehbuch (Lonergan) und bester Film bekommt, schreibe ich Hollywood endgültig als inkompetent ab.
Was Melly sagt…
„Manchester by the Sea“ ist ganz großes Kino! Kein anderer Film hat mich emotional so mitgenommen wie dieser. Ich hatte das Gefühl, er kommt fast völlig ohne Musik aus, da die klassischen Stücke sich perfekt einbinden. Allein die Story und die schauspielerische Leistung von Casey Affleck als Lee packen einen von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Lee ist ein sehr zurückgezogener Mann, der seine Emotionen unterdrückt und sich selbst, so scheint es, jedes Recht auf Glück verwehrt. Warum dies so ist, erfährt man durch die Rückblicke in seine Vergangenheit. Man kommt nicht drum herum mitzufühlen und mitzuweinen.
Fazit: Tief-berührendes Drama! 9/10 Punkten